Freitag, 6. Dezember 2013

Auf, auf zum Kampf - Christoph Holzhöfer

Auf, auf zum Kampf ! (Dem Karl Liebknecht haben wir 's geschworen!, 1919)

Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!!
Zum Kampf sind wir geboren!!
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!!
Zum Kampf sind wir bereit!!
|: Dem Karl Liebknecht, dem haben wir's geschworen,!
Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand. :|. !

Wir fürchten nicht, ja nicht,!
Den Donner der Kanonen!!
Wir fürchten nicht, ja nicht,!
Die grüne Polizei!!
|: Den Karl Liebknecht, den haben wir verloren,!
Die Rosa Luxemburg fiel durch Mörderhand. :| !

Es steht ein Mann, ein Mann,!
So fest wie eine Eiche!!
Er hat gewiß, gewiß,!
Schon manchen Sturm erlebt!!
|: Vielleicht ist er schon morgen eine Leiche,!
Wie es so vielen Freiheitskämpfern geht. :| !

Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!!
Zum Kampf sind wir geboren!!
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!!
Zum Kampf sind wir bereit!!
|: Dem Karl Liebknecht, dem haben wir's geschworen,!
Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand. :| !

http://youtu.be/zOtLLoalMrk

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Gesang der jungen Anarchisten (Erich Mühsam, 1925) - Christoph Holzhöfer

Gesang der jungen Anarchisten (Erich Mühsam, 1925)

Freiheit! mahnt es aus den Grüften,
die der Vorzeit Kämpfer decken.
Freiheit! lockt es aus den Lüften,
die der Zukunft Stürme wecken.
Daß aus Ahnung Freiheit werde,
haltet, Künftige, euch bereit.
Reinigt die entweihte Erde -
helft ans Licht der neuen Zeit!

Freie Menschen sollen wohnen,
wo gequälte Sklaven schleichen,
Menschen, die aus allen Zonen
Gruß und Trunk einander reichen.
Von Gesetzen nicht gebunden,
ohne Herrn und ohne Staat -
frei nur kann die Welt gesunden,
Künftige, durch eure Tat!

Jugend, sammle deine Scharen,
kämpfend Zukunft zu erstreiten.
Wer das Leben will erfahren,
lasse sich vom Tod begleiten.
Künftige! Im heiligen Ahnen
lechzt die Welt nach Glück und Licht.
Mahnend wehn die schwarzen Fahnen:
Freiheit ist der Jugend Pflicht!

http://youtu.be/FcrCkQsJs_w

Freitag, 22. November 2013

Wo die Schande wird zum Fest - Christoph Holzhöfer

Wo die Schande wird zum Fest

Dieses selbstgerechte fiese Grinsen im Gesicht
Hässliche Münder, aus denen das Böse spricht
Die, die uns regieren
Die uns an der Nase führen
Mit dem selbstgerechten fiesen Grinsen im Gesicht

Die Schande wird zum Fest. Hurra! Die Lüge auf den Thron
Hass & Krieg & Macht & Hetze sind ihre Religion
Wer weckt die Schläfer aus dem Traum
Dass sie wachen Auges schauen
Wo die Schande wird zum Fest. Hurra! Die Lüge auf den Thron

Sie schütteln sich die blutigen Hände & beschwören die große Zeit
Die Ketten werden schon geschmiedet & die Henker sind bereit
Den man einst ans Kreuze schlug ...
Sie würden 's immer wieder tun ...
Sich die blutigen Hände schütteln & beschwören, die große Zeit

Da sind hohe Mauern, hohe Zäune, wo einst keine waren
& so viele unschuldige Opfer haben keinen Namen
Das Mittelmeer, ein Massengrab
Doch die Mörder bleiben hart
Hinter hohen Mauern, hohen Zäunen, wo einst keine waren

Es ist Krieg, auch vor deiner Tür
Es ist Krieg, ein Krieg, den die Reichen führen
& den führen sie gegen die Armen
& sie kennen kein Erbarmen
Es ist Krieg, ein Krieg, den die Reichen führen

Dieses selbstgerechte fiese Grinsen im Gesicht
Hässliche Münder, aus denen das Böse spricht
Wo die Schande wird zum Fest. Hurra!
Wo die Erde wird zum Massengrab
Wer weckt die Schläfer aus dem Traum, dass sie wachen Auges schauen

http://youtu.be/5O-HHD2rbqU

Donnerstag, 21. November 2013

Deutscher Abend (Kurt Tucholsky, 1914) - Christoph Holzhöfer

Deutscher Abend (Kurt Tucholsky, 1914)

Nun gönnt die Firma stillen Abendfrieden
dem Arbeitsmann, den Mädels, dem Kommis –
nun sitzt ganz Deutschland um den runden, lieben
gedeckten Tisch und sieht aufs Visavis.

Da liegt das Land: ganz schwarz und blau und dunkel.
Es klirrt der Wind im Telegrafendraht.
Ein gelbes Fenster grüßt dich mit Gefunkel:
Hier spielt der Förster seinen Dauerskat.

Man hebt die Zeitung, läßt sie wieder sinken,
die Welt, ihr Lieben, geht den alten Lauf –
hieraufbezüglich kann man einen trinken,
die Pfeife qualmt, nun steigt der Mond herauf.

Und hundert Mimen spreizen ihre Glieder,
und hundert Bürger füllen sich mit Bier ...
Und hundert Mädchen summen kleine Lieder,
denn morgen, morgen muß er fort von hier.

O Herr, so wie wir hienieden krauchen,
so segne Land und Leute und Kompott.
Verlaß dich drauf: wir könnens brauchen,
wir könnens brauchen, lieber Gott!

Theobald Tiger
Die Schaubühne, 02.04.1914, Nr. 14, S. 397,
wieder in: Fromme Gesänge.

http://youtu.be/lhrMwh_OMtk

Dienstag, 19. November 2013

Der Tod des Rotgardisten (Erich Mühsam, 1923) - Christoph Holzhöfer

Der Tod des Rotgardisten (Erich Mühsam, 1923)

Das war in München am ersten Mai,
Da gings um Leben und Sterben.
Die Weißen tobten; es krachte das Blei,
Granaten spien Tod und Verderben.
Beim Stachuskiosk am Maschinengewehr
Ein Rotgardist schoß in die Runde.
Die Kugeln pfiffen rings um ihn her.
Er blutet aus mancher Wunde:
Schießt her! Ich diene bis zum Tod
Der Revolution!

Was weiß die gekaufte Söldnerbrut
Vom Kampf der geknechteten Masse?
Für Freiheit und Zukunft fließt unser Blut,
Wer fällt, der stirbt seiner Klasse.
Und näher rückt, näher der Weißen Schar.
Schon gehn die Patronen zur Neige.
Den Browning zur Hand! Was Tod und Gefahr!
Schießt her! Ihr seht mich nicht feige!
Hier steht und fällt ein Rotgardist
Der Revolution!

Am Karlsplatz schlagen Granaten ein.
Die Kirchenfenster zersplittern.
Der Rote Soldat steht blutend allein.
Er empfängt den Feind ohne Zittern.
Da streckt ihn ein Kolbenschlag rücklings hin,
Und sterbend droht er den Weißen:
Ihr könnt, ob ich selbst auch verloren bin,
Den Glauben mir nicht entreißen:
Ich sterbe, doch am Leben bleibt
Die Revolution!

Im Sommer 1923 traten einige Niederschönenfelder Mitgefangene an den Autor heran mit der Bitte, ein altes Reiterlied, dessen patriotischer und süßlich-sentimentaler Text ihnen beim Singen mißfiel, umzudichten. Das vorliegende Lied hält sich ziemlich nah an die alte Vorlage. Der behandelte Todeskampf des Münchener Rotgardisten wurde dem Verfasser jedoch von den Festungskameraden als Augenzeugen ganz so erzählt wie er hier behandelt ist.

http://youtu.be/vx-1l7sARcI

Im Land der Schweine (Schweine-Walzer) - Christoph Holzhöfer

Im Land der Schweine (Schweine-Walzer)

Im Land der Schweine lebt 's sich so prima
Wenn du zu den Schweinen gehörst
Im Land der Schweine bist du alleine
& arm dran, wenn du die Schweine störst
Im Land der Schweine beten sie zu Schweinen
& nennen sich Damen & Herren
Im Land der Schweine grunzen die Schweine
Dass es die ganze Welt hört

Im Land der Schweine tanzen die Schweine
Um das goldne Ferkel herum
Im Land der Schweine ist das Volk schweine-hörig
So folgsam & so schrecklich dumm
Im Land der Schweine fressen die Schweine
Alles & davon ganz viel
Im Land der Schweine lachen die Schweine
& wer kein Schwein ist, ist ihr Vieh

Im Land der Schweine ist der Schoß fruchtbar
Aus dem die Schweine-Bande kroch & kriecht
Im Land der Schweine stinkt es erbärmlich
Nur, dass es kaum ein Schwein riecht
Im Land der Schweine wird die Wahrheit gebogen
Mit dem Grundgesetz wischen sie sich den Arsch
Im Land der Schweine - oh Gott steh' uns bei -
wird wieder alles so werden, wie 's mal war

http://youtu.be/y2nGBxhrTqs

Sonntag, 17. November 2013

Kampflied (Erich Mühsam, 1923) - Christoph Holzhöfer

Kampflied (Erich Mühsam, 1923)

Auf, Männer, wer den Hammer schwingt:
Nur fest den Griff umschlossen!
Den Blick aufs Ziel, — der Hieb gelingt.
Schlagt zu! Schlagt zu, Genossen!
Zeit ist’s, — der Hammer mach’ es kund.
Trefft, Männer! Rammt den Pfahl in Grund!

Auf, Männer, Frauen, Mädchen — auf!
Auf, Kinder, Krüppel, Greise!
Ein Jeder lenkt der Erde Lauf,
Der wirkt, — auf seine Weise.
Wer hilft, wer heilt, wer Liebes tut
Im guten Kampf, kämpft selber gut.

Auf, Jugend, Waffen in die Hand
Und in die Herzen Freude!
Den Menschen Freiheit, Saat dem Land,
Der Sehnsucht das Gebäude!
O, Jugend, starke Jugend, — flieg’
In deinen Kampf, zu deinem Sieg!

Auf, Arbeitsvolk, aus Sklavenfron!
Mach deiner Pein ein Ende.
Die Zeit ist da. — Dein Werk, dein Lohn:
Die Freiheit deiner Hände!
Auf, Arbeitsvolk — für Glück und Brot —
Aus grauer Nacht ins Morgenrot!

Festung Niederschönenfeld im Oktober 1923. Komposition
erwünscht.

http://youtu.be/PWHz9KHofog

Samstag, 16. November 2013

Rotgardisten-Marsch (Erich Mühsam, 1920) - Christoph Holzhöfer

Rotgardisten-Marsch

Rot wallt das Blut und rot durchglüht uns Liebe.
In roten Flammen zuckt der Horizont.
Der roten Fahne nach aus dem Betriebe!
Als rote Kämpfer formen wir die Front.
Mit Arbeitsrock und Flinte,
Am Arm die rote Binde —
Genossen, marsch! Wir fürchten nicht den Tod.
Ihr Proletarier, folgt der Fahne rot!

Nicht ziehn wir aus, um Völker zu bekriegen.
Dem ganzen Erdball unsre Bruderhand!
Ein jedes Volk hilft allen Völkern siegen,
Bezwingt’s den Feind in seinem eignen Land:
Den Feind, der uns betrogen,
Das Mark uns ausgesogen.
Jetzt brechen wir des Feindes Machtgebot.
Ihr Proletarier, folgt der Fahne rot!

Wir müssen darbend schuften für den Reichen
Und selbst ihn panzern gegen uns in Erz.
Wenn unsre Kinder hungrig uns umschleichen,
Ihn schert es nicht, und bricht auch uns das Herz.
Er frißt des Armen Schweine;
Er säuft des Armen Weine.
Her mit dem Raub! Hier leiden andre Not.
Ihr Proletarier, folgt der Fahne rot!

Noch nicht genug mit dem, was wir erschwitzen:
Der Reiche schickt auf Raub uns in die Welt,
Läßt uns Gewehre laden und Haubitzen
Und bückt sich nicht, wenn unsereiner fällt.
Er lehrte uns bedienen
Des Krieges Mordmaschinen.
Jetzt üben wirs für unsrer Kinder Brot!
Ihr Proletarier, folgt der Fahne rot!

Für Recht und Freiheit stehn wir auf dem Plane.
Die Fesseln fort und vorwärts, Proletar!
Die Trommel wirbelt. Hoch die rote Fahne!
Zum Teufel mit des Reichen feiler Schar!
Und ist das Pack geschlagen!
Dann wird das Glück uns tagen.
Für Weib und Kinder raucht fortan der Schlot.
Ihr Proletarier, folgt der Fahne rot!

Verfaßt in der Festung Ansbach im Januar 1920

http://www.youtube.com/watch?v=rKq3DseSu5E

Freitag, 15. November 2013

Die freie Wirtschaft (Kurt Tucholsky, 1930) - Christoph Holzhöfer

Die freie Wirtschaft

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort die Gruppen – sei unser Panier!
Na, ihr nicht.
Aber wir.

Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen.
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn –
wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht.
Aber wir.

Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge –
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier ...
Ihr nicht.
Aber wir.

Was ihr macht, ist Marxismus. Nieder damit!
Wir erobern die Macht, Schritt für Schritt.
Niemand stört uns. In guter Ruh
sehn Regierungssozialisten zu.
Wir wollen euch einzeln. An die Gewehre!
Das ist die neuste Wirtschaftslehre.
Die Forderung ist noch nicht verkündet,
die ein deutscher Professor uns nicht begründet.
In Betrieben wirken für unsere Idee
die Offiziere der alten Armee,
die Stahlhelmleute, Hitlergarden ...

Ihr, in Kellern und in Mansarden,
merkt ihr nicht, was mit euch gespielt wird?
mit wessen Schweiß der Gewinn erzielt wird?
Komme, was da kommen mag.
Es kommt der Tag,
da ruft der Arbeitspionier:
»Ihr nicht.
Aber Wir. Wir. Wir.«

Theobald Tiger
Die Weltbühne, 04.03.1930, Nr. 10, S. 351.

https://www.youtube.com/watch?v=3RSkA8kl3HI

Mittwoch, 13. November 2013

Weihnachten (so steh ich nun ...) Kurt Tucholsky, 1918 - Christoph Holzhöfer

Weihnachten (so steh ich nun ...)

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!

Kaspar Hauser
Die Weltbühne, 19.12.1918, Nr. 51, S. 589,
wieder in: Fromme Gesänge.

http://youtu.be/NfmXqZAq7t0

Samstag, 9. November 2013

Max Hölz Marsch (Erich Mühsam, 1920) - Christoph Holzhöfer

Max Hölz-Marsch

Genossen, zu den Waffen!
Heraus aus der Fabrik!
Sprung auf, marsch marsch! Es lebe
Die Räterepublik!
Es leb der Kommunismus,
Es lebe die Tat!
Es lebe wer sein Leben gibt
Fürs Proletariat!
Doch unser Sieg ist nah:
Max Hölz ist wieder da!
Er hält die rote Fahne hoch und schwingt sie: Hurra!

Die Handgranat’ am Gürtel,
Im Arme das Gewehr,
So stürmt Max Hölzens Garde
Durchs Sachsenland daher.
Der Bürger knickt zusammen.
Er sperrt den Geldschrank auf.
Hölz präsentiert die Rechnung
Mit dem Pistolenlauf.
Denn unser Sieg ist nah: usw.

Hier geht der rote Hahn auf,
Dort donnert Dynamit.
Der Bürger macht die Hosen voll
Und schwitzt um den Profit.
Die Sipo soll ihm helfen,
Der Reichswehrgeneral;
Die Sozibonzen zetern
Fürs helige Kapital.
Doch unser Sieg ist nah: usw

Der Bürger schnaubt nach Rache.
Sein Geldsack ist noch stark,
Wer Hölzens Kopf zerschmettert,
Kriegt hunderttausend Mark.
Ihr Mörder und ihr Spitzel,
Zerstört die rote Saat!
Es kämpft für seine Freiheit
Das Proletariat.
Doch unser Sieg ist nah: usw.

Und muß denn gestorben sein,
Genossen, wohlan!
Wer für die Freiheit kämpfte,
Hat wohl daran getan,
Proleten, zu den Waffen!
Heraus aus der Fabrik!
Sprung auf, marsch marsch! Es lebe
Die Räterepublik!
Ja, unser Sieg ist nah: usw.

Dieses Lied, das in der Festung Niederschönenfeld im April 1920
gedichtet wurde, fiel der Verwaltung der Anstalt bei einer von Beamten
der Münchener politischen Polizei vorgenommenen Durchsuchung der
Zelle eines Mitgefangenen in die Hände. Der Verfasser, der sich ohnehin
gerade in Einzelhaft befand, wurde mit der Verschärfung der Einzelhaft
durch Hotentzug und hartes Lager bestraft. Er mußte eine volle Woche
ohne Bettzeug, Decken und Kissen im nackten Holzgestell schlafen,
während der er die kahle Absonderungszelle keine Minute verlassen
konnte. Das bayerische Justizministerium gab im Herbst 1920 seine
berüchtigte Denkschrift über die Erfahrungen im Festungsstrafvollzug
heraus, welche neben haarsträubenden Unwahrheiten als Beweis für die
sittliche Verworfenheit der proletarischen politischen Gefangenen auch
das Hölzlied enthielt. Die gesamte reaktionäre Presse Bayerns mit
Einschluß der sozialdemokratischen erhielt Auszüge aus der Denkschrift
zum Vorabdruck zugestellt. So ist der bayerischen Justizverwaltung also
die Verbreitung des Max Hölz-Marsches auf Staatskosten und seine
Vermittlung an einen ausgedehnteren, überdies bürgerlichen Leserkreis
zu danken, als sie dem Verfasser, selbst wenn er die Hinaussendung auf
illegalem Weg versucht hätte, jemals möglich gewesen wäre. Er hält es
für seine Pflicht, dem damaligen bayerischen Justizminister und
Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld für die Bemühung und die
Popularisierung des Liedes seine Verbindlichkeit auszudrücken.

http://youtu.be/AU0I_mwCdEo

Mittwoch, 6. November 2013

Das Hungerlied (Georg Weerth) - Christoph Holzhöfer

Das Hungerlied (Georg Weerth, um 1845)

Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mussten wir darben
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!

Drum lass am Samstag backen
Das Brot fein säuberlich -
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!

http://youtu.be/WtvS2-djnRs

Sonntag, 3. November 2013

Die Moritat vom Räuber Heising vom Huy (Die Butterfrau von Halberstadt) - Christoph Holzhöfer

Die Moritat vom Räuber Heising vom Huy
(Die Butterfrau von Halberstadt)

Durch des Huywalds düstre Gründe auf naturverschlungnem Pfad
wandert eine alte Butterfrau zum Markt nach Halberstadt.

Hu, da plötzlich stürmt des Waldes kühner Sohn aus dem Geheg,
scharf bewehrt bis an die Zähne und vertritt ihr flugs den Weg.

"Sind Sie", sagt die Frau erblassend, einer dunklen Ahnung voll,
"nicht vielleicht der Räuber Heising, der allhier grassieren soll?"

"Ja, ich bin's, du Unglückselge, ja, ich bin's, der sich dir zeigt,
und du bist diejenige, welche nimmer meinem Grimm entfleucht.

Denn mit hochwillkommnem Futter nahst du mir zu guter Stund!"
Sprach's und schnitt von ihrer Butter schweigend sich ein ganzes Pfund.

Und wie Schuppen von den Augen fällt's der Butterfrau sogleich:
"Sie sind Heising!" ruft sie zitternd. "Bin es!" spricht der Räuber bleich.

"Bin's und sage dir noch dieses: meinem Mordstahl fallest du,
bringst du mir nicht auf dem Rückweg Brot und Schlackwurst noch dazu."

Und die Frau erfaßt ein Grauen, weiß nicht recht, was sie beginnt.
Und der Heising zieht waldeinwärts. Über Stoppeln streicht der Wind.

Schlimme Zeichen schlimmer Zeiten, wie man nie erlebt sie hat,
wenn ein Räuber solchen Unfug treibt so nah bei Halberstadt.

(Ich weiche mit meiner Melodie von der Originalmusik ab!)

http://youtu.be/vD72cIy02Hg

Ich rat euch, Brüder alle, folgt nicht der Trommel Ton (Mit jammervollem Blicke) - Christoph Holzhöfer

Ich rat euch, Brüder alle, folgt nicht der Trommel Ton (Mit jammervollem Blicke)

Mit jammervollem Blicke
mit großen Sorgen schwer,
geh' ich an meiner Krücken
die weite Welt umher.

Gott weiß, hab viel gelitten,
gefochten manchen Kampf,
In mancher Schlacht gestritten,
gehüllt in Pulverdampf.

Ich stand bei Sturm und Regen,
in finst'rer Mitternacht,
bei Blitz und Donnerschlägen
oft einsam auf der Wacht.

Mir drohten oft Geschütze
den fürchterlichsten Tod.
Oft trank ich aus der Pfütze
und aß verschimmelt Brot.

Jetzt bet ich vor der Türe
ich armer, alter Mann.
Ach Gott, wem soll ich 's klagen?
Wer nimmt sich meiner an?

Drum warn' ich euch, ihr Söhne
folgt nicht dem Trommelton,
folgt nicht Trompeterstönen,
sonst kriegt ihr meinen Lohn.

O, ihr Kinder, bei der Krücke,
an der mein Leib sich beugt,
bei diesem Trauerblicke,
der sich zum Grabe neigt,

Beschwör ich euch, ihr Söhne,
o flieht der Trommel Ton
& dem Trompetenschalle,
sonst kriegt ihr meinen Lohn.

Dieses deutsche Volkslied gegen den Söldnerdienst ist bisher in 60 Fassungen bekannt, davon 50 aus der Volksüberlieferung aufgezeichnet & 10 fliegende Blätter. Es geht auf ein Gedicht von Chr. F. Schubart zurück, der wegen seines Kampfes gegen den schamlosen Soldatenhandel der deutschen Fürsten & gegen ihre Maitressenwirtschaft von Herzog Karl Eugen von Württemberg, dem Tyrannen Schillers & seiner Freunde, 1777 - 1787 in der Festung Hohenasperg eingekerkert wurde. (aus dem "Großen Steinitz")
Obige Version ist aus verschiedenen Fassungen zusammen gesetzt!

http://youtu.be/xpT23DfWqi4

Samstag, 2. November 2013

Gefängnislied - Christoph Holzhöfer

Gefängnislied (eine sehr optimistische Version)

Auf und nieder geht die Sonne,
Dunkel ist 's im Kerker hier.
Auf und nieder gehn die Posten,
Tag und Nacht, vor meiner Tür!

Geht nur immer auf und nieder,
Ewig haltet ihr mich nicht.
Kämpfend, siegend meine Brüder,
Führen wieder mich ans Licht.

Brüder wir stehen geschlossen,
Brüder wir stehn unsern Mann,
Ja, wir stehen im Kampf als Genossen
Die Fahne, die rote Fahne, voran.

& alle Menschen, arm & reich,
Sie sollen werden alle gleich;
Dass niemand leidet ferner Not,
& jeder hat genügend täglich Brot.

Die ersten beiden Strophen gehen auf auf das Lied in Maxim Gorkis "Nachtasyl" zurück, wo es zu Beginn des zweiten Aufzugs von Bubnov angestimmt wird. Strophe 1 ist eine Übersetzung der Strophe 1 des Originals. Während das Original aber in pessimistischer Klage verharrt, ist im deutschen Lied eine optimistische, auf die Befreiung vertrauende Strophe 2 hinzugekommen. (aus dem "Großen Steintz")
Die dritte Strophe stammt aus einem Gefangenenlied, das in verschiedenen Gefängnissen & im KZ Neuengamme gesungen wurde. Strophe 4 stammt aus dem sehr beliebten & bekannten "Büxensteinlied", welches auch "Im Januar um Mitternacht ein Spartakist stand auf der Wacht" betitelt wird.
Die von mir komponierte Musik soll den optimistischen Charakter besonders hervor heben!

http://www.youtube.com/watch?v=Tc0sVHlBAC4

Freitag, 1. November 2013

Hurra! Deutschland! Hurra! Sie sind alle wieder da! - Christoph Holzhöfer

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Mit Deutschland im Maul & mit zorniger Stirn
Tun sich die regierenden Damen & Herren präsentieren
In Europa spricht man wieder deutsch, hindurch fegt der deutsche Besen
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Dieser alte, ach so bitterböse Kommunisten-Hasser-Pastor
So selbstgefällig, salbungsvoll ..., gaukelt er der Welt was vor
Schwadroniert von Vaterland & Ehre, Freiheit & Heldentod
Dass sich der olle Hindenburg in der Hölle freuen tut

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Parteien dienen fleißig artig dem Großkapital
Das lässt sich nicht lumpen, verteilt Posten & Geld allemal
Vom Rhein bis zur Oder, von den Alpen bis zum schönen Meer
Schwimmen die im großen Gelde & der Bürger schuftet schwer dafür

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

& ob der Bürger schuftet, oder nicht, er zieht einen Flunsch
& hat im Ganzen doch dabei nur einen Wunsch
Das sich nichts ändert, soll 's bleiben, wie es ist
Deutschland ist eben so & anders kann es nicht

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Unser Militär marschiert auf der ganzen Welt umher
Schon in den Schulen wird angeworben, Kinder präsentiert das Gewehr
& ein Oberst, der 150 Menschen umgebracht hat
Wird als Belohnung zum Brigadegeneral gemacht

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Nur kurz heuchelten sie Demut, hatten Masken aufgesetzt
Ihre wahren Gedanken hinter Worthülsen versteckt
Doch als der Kommunismus fiel, da fielen auch die Masken
& da war sie dann wieder: Die hässliche deutsche Fratze

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Hinter verschlossenen Türen wird die wichtige Politik gemacht
Gegen Gesetze verstoßen, alles nur für Deutschlands Macht
Mit der Merkel-Doktrin, den Bonzen & dem großen deutschen Geld
Gehört uns heute schon halb Europa & morgen die halbe Welt

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Arbeitslose heißen heute wieder Schmarotzer & Parasit
Nur wer arbeitet soll auch essen, immer das alte gleiche Lied
& wer das nicht hinkriegt, der wird auch nicht gebraucht
& schon spürt er sie im Nacken, die eiskalte deutsche Faust

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Der Innenminister predigt den Ausländer-Hass
Da werden die Sinti & Roma & auch die Farbigen blass
& der Pöbel macht gleich mit, vor Asylantenheimen tummelt sich der Dreck
Da siehst du Deutschlands Abschaum, den rechten Arm zum Hitlergruß gestreckt

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

Der Pöbel der pöbelt, Politiker & Bonzen pöbeln auch
& dabei reibt sich Deutschland genüßlich den satten Bauch
& rülpst & furzt, dass es die ganze Welt hört
Wehe dem, der es wagt, Deutschlands Ruhe & Ordnung zu stören

Hurra! Deutschland! Hurra!
Sie sind alle wieder da!

http://www.youtube.com/watch?v=6TCRRWZfHxI

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