Weihnachten (so steh ich nun ...) Kurt Tucholsky, 1918 - Christoph Holzhöfer

Weihnachten (so steh ich nun ...)

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
– bei Deutschen fruchtet keine Lehre –
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse grölt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
Uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!

Kaspar Hauser
Die Weltbühne, 19.12.1918, Nr. 51, S. 589,
wieder in: Fromme Gesänge.

http://youtu.be/NfmXqZAq7t0
Josef Mühlbacher - 25. Jul, 17:03

Anni Ärgern

Ja also das wär´s dann so halbwegs, weil die erste Hürde, also die mit den Vanillekipferln, den Packerln unterm Fichtenbaum und Familie in allen möglichen Varianten ist vorerst einmal für heuer geschafft.

Jüngst belauschter Disput zwischen Ich und Über-Ich:

I: Also ja, Weihnachten ist schön und eh nur einmal im Jahr.
ÜI: Ja was grantelst du da schon wieder herum Jossele?
Der Lichterglanz in freudigen Kinderaugen, das Besinnliche...
I: Bitte, von einer Besinnung zur anderen, schwindlig kann einem werden.
ÜI: Friede auf Erden, Versöhnung, Liebe...
I: Pflichtmarathon!
ÜI: Jossele tu den Leuten nicht unrecht, die geben sich eh Mühe mit dir.
I: Einen Schas tun die, ist doch alles nur Theater.
ÜI: Gefällt sich da einer in seinem nihilistischen Weltenschmerz?
I: Ich sag nur wie es ist.
ÜI: Wie was ist?
I: Weihnachten und Familie und überhaupt.
ÜI: Versagst du dir jegliche Freude?
Was ist mit den schönen Dingen um diese Zeit?
I: Die da wären?
ÜI: Mit dir ist das ein Krampf, aber ich hab dich auch lachen gesehen!
I: Das ist mir so rausgerutscht, hat nichts zu bedeuten.
ÜI: Gib doch zu, dass du dich gefreut hast.
I: Na ja, wie sich die Anni geärgert hat wegen der Bemerkung vom Stromverschwenden
bei der Weihnachtsillumination, das war schon lustig.
ÜI: Jossele, das war Schadenfreude, hast du denn überhaupt keine echte Freude?
I: Na ja, wie wir dann gegangen sind...
ÜI: Du bist ein verbitterter alter Narr!
I: He, ich muss doch auch meine Rolle spielen, tut ja sonst keiner das mit dem
Lamentieren.
ÜI: Hast du eine Ahnung!
I: Du meinst, das ist gar nichts einzigartiges?
ÜI: Geh bitte, es wimmelt nur so von griesgrämigen alten NärrInnen.
I: Ich muss gar nicht.
ÜI: Nein, es ist entbehrlich.
I: Na ja, weil eigentlich, also ansatzweise vielleicht, war es doch irgendwie erträglich.
ÜI: Hä?
I: Na gut, ja, meinetwegen, ich hab mich drauf gefreut, schon weil ich der Anni wieder...
ÜI: Hä?
I: Jaaa, es war schön. Bist du jetzt zufrieden?
ÜI: Bub, es geht nicht um mich.
I: Ahso? Und warum redest du mir dann ständig rein?
ÜI: Ich will nur dein Bestes.
I: Nicht du auch noch!
ÜI: Bitte, ich hab´s ja nur gut gemeint.
I: Woher kenn ich das nur? .......

Aber in echt, stell mir ein Fettnäpfchen hin, also so bei irgendwelchen Anlässen, ich steig hinein, kannst du Gift drauf nehmen. Wenn Mama neunzehn Kekserlsorten gebacken hat frag ich, warum es keine Polsterzipferln gibt (Weil wisset, Schwiegermutters Polsterzipfe sind epochal!). Der Running-Gag mit meiner Schwägerin fällt unter Sport (diesmal Weihnachtsbeleuchtung, ein andermal Fernreisen oder ...), weil hab einmal so eine selbstverliebte Nuß in der Verwandtschaft, da musst du einfach dran stubsen (und das geht so leicht)(Ja, ich bin ein schwarzes Schaf, aber immer noch bunter als die weißen!).

Was geht ist ein Jahr, Zeit geordnet in Normen. Was bleibt ist das was ist, und das sind, abgesehen von versäumten Gelegenheiten, Menschen, Orte, Dinge, Fragen..., Nebensächlichkeiten, Spuren.

Neues Jahr also steht an, tun mir was.
„Ich werde...“, oder „Ich werde nicht mehr...“, Schnecken! Lasst uns einfach sein, so wahr wie irgend möglich.
Schwarze Schafe, seid es lustvoll, weiße Schafe, bleibt´s wie ihr seid, weil, na ja, es liegt im Auge des Betrachters (der Betrachterin), wer wie was und warum ist.


Was ihr jetzt grad wahrscheinlich nicht mitbekommen habt´s, aber das ist keine Schande, weil eigentlich ist es nur ein neuer Absatz, ist, dass etwa 32 Stunden vergangen sind, Schlachtfeld Familie ohne gröbere Blessuren überstanden (da erspar ich euch die Details, weil von der Schwägerin Anni hab ich als einziger keine Torte bekommen, so bös ist sie mir noch, dafür von Mama einen Haufen Lieblingskekse und von der Neffenschar ordentlich Nahkampf mit imaginären Laserschwertern, schätzungsweise dreißig mal theatralisch gestorben trotz meiner Supertitanrüstung, aber wie gesagt, das erspar ich euch).


schreibt Josef Mühlbacher

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