Samstag, 22. Februar 2014

Mut (Text: Franz von Assisi, 1182-1226) - Christoph Holzhöfer

Mut

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
Was keiner sagt, das sollt ihr sagen,
Was keiner denkt, das wagt zu denken,
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen,
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken,
Wo alle spotten, spottet nicht,
Wo alle geizen, wagt zu schenken,
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

Franz von Assisi (1182-1226)

http://youtu.be/H62FcoeQtsc

Donnerstag, 20. Februar 2014

Das Lied der Sozialdemokraten - Christoph Holzhöfer

Das Lied der-Sozialdemokraten (Das Hohelied der Sozialdemokratie)

Wir sind Sozialdemokraten & singen
"Wann wir schreiten Seit' an Seit'"
Wir fassen uns an die Hände
"Brüder zur Sonne, zur Freiheit"
Doch, was wir singen, das ist das eine
Das andere ist, das was wir tun
Ja, wir singen so gern die alten Lieder
& schwenken rote Fähnchen dazu

Wir sind Sozialdemokraten
& sehr geübt im Verrat
Wir ficken die kleinen Leute
& lecken den Bonzen den Arsch
Wir woll'n ja nicht, dass sich was ändert
Denn dann, bräucht 's ja uns nicht mehr
Drum sind wir Lakaien der Reichen
& schwafeln blass-rot daher

Ja, & wenn wir die alten Lieder singen
Ja, dann sind wir Genossen nicht still, ja, nicht still
Weil ein jeder sich nach der Macht so sehr sehnt
Die er gern einmal gesehen haben will

Wir sind Sozialdemokraten & stolz
Auf unsere Vergangenheit
Der dicke Ebert, der Noske & der Scheidemann
Die haben 's den Proleten gezeigt
Massakrierten das rote Gesindel
Den Karl & die Rosa dazu
Deutschland vor den Kommunisten gerettet
Im Vaterland da war wieder Ruh'

Wir sind Sozialdemokraten
& scheißen auf die Moral
Wir sind die Genossen der Bosse
& der alte Bebel ..., ach scheißegal
Kapitalismus ist doch was feines
Wer oben mitschwimmt, dem geht 's doch so gut
Wir hartzen die Menschen in Armut
& lachen ganz laut dazu

Ja, & wenn wir die alten Lieder singen
Ja, dann sind wir Genossen nicht still, ja, nicht still
Weil ein jeder sich nach der Macht so sehr sehnt
Die er gern einmal gesehen haben will

Wir sind Sozialdemokraten
& steigen mit jedem ins Bett
Wenn wir mit regieren können
Dann ist auch der "Feind" so hübsch & so nett
Ach, wir haben doch so vieles gemeinsam
Da gibt 's kaum 'n Unterschied
Vor der Presse haben wir 'ne große Fresse
Aber sonst sind wir handzahm & lieb

Wir sind Sozialdemokraten
& wenn Deutschland uns braucht & ruft
Dann muss es nicht lange warten
Schon stehen wir "Gewehr bei Fuß"
Für der Bonzen Bäuche opfern wir auch Deutschlands Kinder
In Kriegen, auf der ganzen Welt
Denn zuerst kommt das große Fressen
& danach das große Geld

Ja, & wenn wir die alten Lieder singen
Ja, dann sind wir Genossen nicht still, ja, nicht still
Weil ein jeder sich nach der Macht so sehr sehnt
Die er gern einmal gesehen haben will

Wir sind Sozialdemokraten & singen
"Wann wir schreiten Seit' an Seit'"
Wir fassen uns an die Hände
"Brüder zur Sonne, zur Freiheit"
Doch, was wir singen, das ist das eine
Das andere ist, das was wir tun
Ja, mit uns bleibt alles beim alten
& wir schwenken rote Fähnchen dazu

Ja, & wenn wir die alten Lieder singen
Ja, dann sind wir Genossen nicht still, ja, nicht still
Weil ein jeder sich nach der Macht so sehr sehnt
Die er gern einmal gesehen haben will

http://youtu.be/OIsRq9DnMJc

Freitag, 14. Februar 2014

Warum nur, du Michel ... - Christoph Holzhöfer

Warum nur, du Michel ...

Warum nur, du Michel, tust du alles schlucken
& dabei so blöd aus der Wäsche gucken
Ach, was hat man dich doch domestiziert ...
& den Ring, an dem man dich an der Nase führt
Den spürst du doch schon lange nicht mehr
& wiegt er auch noch so mächtig schwer

Warum nur, du Michel, wählst du immer die Gleichen
Die dich doch immer wieder auf 's Gleiche bescheißen
Die dir so viel versprechen & ganz wenig halten
& die dich für einen Dummkopf halten
& die dir vorschreiben, wie du zu leben hast
& die sich die Welt so machen, wie 's ihnen passt

Warum nur, du Michel, glaubst du diesen Gestalten
Die sich hochnäsig für was besseres halten
Die dich gleichgültig fallen lassen, wenn du nichts mehr nutzt
Denen 's am Arsch vorbei geht, wenn du für 4,20 arbeiten musst
Denen's auch am Arsch vorbei geht, wenn du alles verlierst
Oder einsam & verzweifelt in der Gosse krepierst

Warum nur, du Michel, dürfen diese Lumpen deine Kinder missbrauchen
Die als deutsche Soldaten auf der ganzen Welt "im Gleichschritt marsch" rum laufen
Die für das große Geld morden & vielleicht auch krepieren
Während deren Bälger an Elite-Unis studieren
& dann später in die Fußstapfen ihrer Eltern treten
& dich & deine Nachkommen verachten & treten

Warum nur, du Michel, lässt du die, feist grinsend & scheel
In deinem & Deutschlands Namen Unrecht um Unrecht begehen
Ach, sie sagen, es ist "Recht" & es geht ja um "Uns" ...
Warum nur, du Michel ..., ach, sie verkaufen dich für dumm
"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!"
Aber du Michel, nickst artig, wenn der Bundesadler spricht

Warum nur, du Michel, hälst du diese Bande aus
Nur durch deine Stimme & dein Geld herrschen die in Saus & Braus
Ach, du hast die ja gewählt, also schweig besser still
& schluck alles runter, auch wenn 's nicht runter gehen will
Irgendwann kannst du 's ja wieder auskotzen, doch dann wird 's zu spät sein
Warum nur, du Michel, bist du ohne Rückgrat & so klein

http://youtu.be/O15pcrvYLjU

Dienstag, 11. Februar 2014

Lied vom Drohnenkönig (Text: Ludwig Pfau, 1848) - Christoph Holzhöfer

Lied vom Drohnenkönig

Es war in einem Bienenschlag
Ein edler Drohnenkönig,
Der schaffte nichts den ganzen Tag
Fraß Honig gar nicht wenig.
Er nippt' herum, er tippt' herum,
Und machte nichts als Brumm, brumm, brumm -
Der König, der war gar nicht dumm,
Der edle Drohnenkönig.

Da wurden einst die Bienen klug,
Und sprachen: "Drohnenkönig!
Du frißt zwar Honig grad genug,
Doch schaffst du viel zu wenig.
Wir summen dir auf dein Gebrumm,
Und pfeifen auf dein Gaudium -
Wir Bienen sind nicht mehr so dumm,
Du edler Drohnenkönig!"

Die Bienen waren schnell bedacht
verjagten ihren König
Und fraßen, was sie heimgebracht
Und hatten nicht zu wenig.
So ging man mit dem Freßsack um,
Half alles nichts, sein Summ und Brumm -
Die hatten halt kein Christentum,
Du armer Drohnenkönig.

1848

Ludwig Pfau, 1821-1894

aus "Hundert Proletarische Balladen, 1842 - 1945", herausgegeben von Inge Lammel und Ilse Schütt, Verlag Tribüne Berlin, 1985

http://youtu.be/F-rKvvc7yYw

Die bange Nacht (Text: Anonym,1942) - Christoph Holzhöfer

Die bange Nacht (ein Soldatenlied, Text: Anonym,1942)

1. Die bange Nacht ist nun herum,
wir fahren still, wir fahren stumm.
Wir fahren ins Verderben!
Wie weht so frisch der Morgenwind
gib her, noch einen Schluck geschwind
vorm Sterben, vorm Sterben.

2. Der erste Schluck - du liebes Weib!
An dich denk' ich mit Seel' und Leib
an dich und uns're Erben!
Ihr Lieben, ach, es ist so schwer
für der Bonzen Bäuche und Deutschlands Ehr'
zu sterben, zu sterben!

3. Der zweite Schluck - mein deutsches Land
wie lebst du heut' in Schmach und Schand'
In Elend und Verderben!
Der Reiche sauft und frißt vergnügt
doch unser armes Deutschland liegt
im Sterben, im Sterben!

4. Der dritte Schluck - ich sag' es laut:
Dreht die Kanonen um und haut
das Bonzenreich in Scherben!
Wenn wir vom Feind das Land befrei'n,
dann soll's uns eine Ehre sein
zu sterben!

Musik: Justus Wilhelm Lyra, 1843

Von mir geändert:
Strophe 2: "für der Bonzen Bäuche und Deutschlands Ehr'"statt "für Görings Bauch und Hitlers Ehr'"

Strophe 4: "das Bonzenreich" statt "Hitlerreich"

Diese antifaschistische Fassung eines unbekannten Autors erschien 1942 in einer illegalen Druckschrift, die den unverfänglichen Titel Das neue Soldaten-Liederbuch trug und zehn Liedparodien sowie eingestreute Antihitler-Parolen enthielt. Das offenbar in der Sowjetunion gedruckte Heft wurde mit anderen Flugblättern an der Ostfront von Flugzeugen über den deutschen Linien abgeworfen. Diese Fassung wurde durch die deutsche Folk-Gruppe Zupfgeigenhansel bekannt, die sie 1977 auf einem Album veröffentlichte.

http://youtu.be/NEPOglep-uw

Dem Morgenrot entgegen (Die junge Garde) - Christoph Holzhöfer

Dem Morgenrot entgegen (Die junge Garde)

Dem Morgenrot entgegen
ihr Kampfgenossen all
Bald siegt ihr allerwegen
bald weicht der Feinde Wall
Mit Macht heran und haltet Schritt
Arbeiterjugend, will sie mit
Wir sind die junge Garde
des Proletariats!

Wir haben selbst erfahren
der Arbeit Frongewalt
in düstren Kinderjahren
und wurden früh schon alt.
Sie hat an unserm Fuß geklirrt,
die Kette, die nur schwerer wird.
Wach auf, du junge Garde
des Proletariats!

Die Arbeit kann uns lehren,
sie lehrte uns die Kraft,
den Reichtum zu vermehren,
der unsre Armut schafft.
Nun wird die Kraft, von uns erkannt,
die starke Waffe unsrer Hand!
Schlag zu, du junge Garde
des Proletariats!

Wir reichen euch die Hände,
Genossen all, zum Bund!
Des Kampfes sei kein Ende,
eh' nicht im weiten Rund
der Arbeit freies Volk gesiegt
und jeder Feind am Boden liegt.
Vorwärts, du junge Garde
des Proletariats!

Text: Heinrich Eildermann - 1907, Lehrer in Bremen
Musik: " Zu Mantua in Banden "

http://youtu.be/FTvb94yXnjk

Der Wanzerich (Text: Heinrich Heine) - Christoph & Leonhard Holzhöfer

Der Wanzerich (Heinrich Heine)

Es saß ein brauner Wanzerich
Auf einem Pfennig und spreizte sich
Wie ein Rentier, und sprach: »Wer Geld hat,
Auch Ehr und Ansehn in der Welt hat.

Wer Geld hat, ist auch lieblich und schön
Es kann kein Weib ihm widerstehn;
Die Weiber erbleichen schon und zittern,
Sobald sie meinen Odem wittern.

Ich habe manche Sommernacht
Im Bett der Königin zugebracht;
Sie wälzte sich auf ihren Matratzen,
Und mußte sich beständig kratzen.«

Ein lustiger Zeisig, welcher gehört
Die prahlenden Worte, war drob empört;
Im heiteren Unmut sein Schnäbelein schliff er,
Und auf das Insekt ein Spottlied pfiff er.

Gemein und schmutzig, der Wanzerich,
Wie Wanzen pflegen, rächte er sich:
Er sagte, daß ihm der Zeisig grollte,
Weil er kein Geld ihm borgen wollte.

*

Und die Moral? Der Fabulist
Verschweigt sie heute mit klugem Zagen,
Denn mächtig verbündet in unseren Tagen
Das reiche Ungeziefer ist.
Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch
Und trommelt siegreich den Großdeutschen-Marsch.

Im Original heißt es zum Schluss " Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch"!

http://youtu.be/ztpeVZwkB3Q

Donnerstag, 6. Februar 2014

Im Bruch (Text: Erich Mühsam) - Christoph Holzhöfer

Im Bruch

Fest zugeschnürt der Hosengurt.
Der Darm ist leer, der Magen knurrt.
Auf morschem Rock glänzt Fleck bei Fleck.
Darunter starrt das Hemd von Dreck.
Aus Pfützen schlürft das Sohlenloch.
Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch?
Wer pumpt mir einen Taler noch?

Kein Geld, kein Schnaps, kein Fraß, kein Weib.
In mürben Knochen kracht der Leib.
Die Nacht ist kalt. Es kratzt das Stroh.
Die Laus marschiert, es hupft der Floh.
Die Welt ist groß, der Himmel hoch.
Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch?
Wer pumpt mir einen Taler noch?

Noch einen einzigen Taler nur:
für einen Schnaps! Für eine Hur!
Für eine Hur, für eine Braut!
Das Leben ist versaut! versaut!
Nur einen Taler! Helft mir doch!
Wer pumpt mir noch? Wer pumpt mir noch?
Wer pumpt mir einen Taler noch?

Erich Mühsam

http://youtu.be/EvnXrPzM6Xk

Mittwoch, 5. Februar 2014

Hütet euch vor Liberalen (Text: Robert Prutz, um 1848) - Christoph Holzhöfer

Hütet euch vor Liberalen

Hütet euch vor Liberalen
Die nur reden, die nur prahlen
Nur mit Worten stets bezahlen
Aber arm an Taten sind:
Die bald hier-, bald dorthin sehen
Bald nach rechts, nach links sich drehen
Wie die Fahne vor dem Wind.

Hütet euch vor Liberalen
Jene blassen, jene fahlen
Die in Zeitung und Journalen
Philosophisch sich ergehn:
Aber bei des Bettlers Schmerzen
Weisheitsvoll, mit kaltem Herzen
Ungerührt vorübergehn.

Hütet euch vor Liberalen
Die bei schwelgerischen Mahlen
Bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
Und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel
Oder gar ein Denunziant.

Text: Robert Prutz - um 1848

http://youtu.be/3AUTU_MoNdI

Dienstag, 4. Februar 2014

Was hast du heut' in der Schule gelernt - Christoph Holzhöfer

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
(Frei nach Tom Paxtons "What Did You Learn In School Today)

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Ich hab' gelernt, dass die Regierung immer die Wahrheit sagt
& wenn ich dem Land dienen will, dann werd' ich Soldat
Ich hab' gelernt, dass hier ein jeder Mensch frei ist
Ganz egal was er hat & welche Sprache er spricht
Das hab' ich heut' in der Schule gelernt!
In der Schule gelernt!

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Ich hab' gelernt, dass Polizisten meine Freunde sind
Dass die Marktwirtschaft allen Menschen Wohlstand bringt
Ich hab' gelernt, dass man Verbrecher alle gleich bestraft
Ganz egal, ob einer reich ist, oder arm
Das hab' ich heut' in der Schule gelernt!
In der Schule gelernt!

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Ich hab' gelernt, dass die Regierung stark sein muss
Dass man markigen Worten Taten folgen lassen muss
Ich hab' gelernt, dass unsre Führer die feinsten Menschen sind
Wir wählen sie, sie führen uns, denn ohne sie, wären wir blind
Das hab' ich heut' in der Schule gelernt!
In der Schule gelernt!

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Ich hab' gelernt, dass wir im besten Land auf Erden leben
Dass man bereit sein muss, für dieses Land sein Leben zu geben
Ich hab' gelernt, dass deutsche Waffen & deutsches Geld
Frieden, Freiheit & Wohlstand schaffen in aller Welt
Das hab' ich heut' in der Schule gelernt!
In der Schule gelernt!

Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Mein Kind was hast du heut' in der Schule gelernt?
In der Schule gelernt?
Ich hab' gelernt, dass Krieg gar nicht so schlecht ist
Dass die Vergangenheit schon lange vergangen ist
Wir haben zwar viel Mist gebaut, doch andere haben 's auch
& dass dieses Land Soldaten braucht
Das hab' ich heut' in der Schule gelernt!
In der Schule gelernt!

http://youtu.be/n84e0nRe4PE

Donnerstag, 30. Januar 2014

Weltjammer (Erich Mühsam, 1906) - Christoph Holzhöfer

Weltjammer (Erich Mühsam, 1906)

Wie sie heulen, wie sie flennen,
Wie sie sich geschäftig rackern!
Leben heißt den armen Knackern
Jammern und nach Gelde rennen.

Schätze haben, meint der Reiche,
Macht nicht glücklich und zufrieden.
Nur die Gründe sind verschieden,
doch die Sorge bleibt die gleiche.

Keine haben, meint der Arme,
Schafft erst recht Verdruss und Trauer!
König, Dame, Magd und Bauer -
Alles stöhnt, dass Gott erbarme.

Ich nur lache. Grässlich öde
Dünkt mich Welt und Mensch und Leben.
Muss denn alles wimmern, beben? -
Gott ist doch ein Erztragöde!

Derweil ich erhaben gähne
ob dem Jammern und dem Weinen,
Kugelt mir aus meinem einen
Äuglein eine dicke Träne.

http://youtu.be/wtuLayH5Q24

Freitag, 3. Januar 2014

Bella Ciao - Christoph Holzhöfer

Bella Ciao

Eines Morgens als ich erwachte,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Eines Morgens als ich erwachte,
fand ich den Eindringling vor.

Oh Partisanen, nehmt mich mit euch,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Oh Partisanen, nehmt mich mit euch,
denn ich fühl' der Tod ist nah.

& wenn ich sterbe, als Partisan sterbe,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
& wenn ich sterbe, als Partisan sterbe,
bettet mich zur letzten Ruh'.

Unter dem Schatten einer schönen Blume,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Unter dem Schatten einer schönen Blume,
begrabt mich oben auf dem Berg.

& die Leute die daran vorbei gehen,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
& die Leute die daran vorbei gehen,
sehen die schöne Blume blühen.

Dies ist die Blume des Partisanen,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Dies ist die Blume des Partisanen,
der für die Freiheit starb.

http://youtu.be/9yETZU1HHAw

Donnerstag, 2. Januar 2014

Lumpenlied (Erich Mühsam, 1912) - Christoph Holzhöfer

Lumpenlied (Erich Mühsam, 1912)

Kein Schlips am Hals, kein Geld im Sack.
Wir sind ein schäbiges Lumpenpack,
auf das der Bürger speit.
Der Bürger blank von Stiebellack,
mit Ordenszacken auf dem Frack,
der Bürger mit dem Chapeau claque,
fromm und voll Redlichkeit.

Der Bürger speit und hat auch recht.
Er hat Geschmeide gold und echt. -
Wir haben Schnaps im Bauch.
Wer Schnaps im Bauch hat, ist bezecht,
und wer bezecht ist, der erfrecht
zu Dingen sich, die jener schlecht
und niedrig findet auch.

Der Bürger kann gesittet sein,
er lernte Bibel und Latein. -
Wir lernen nur den Neid.
Wer Porter trinkt und Schampus-Wein,
lustwandelt fein im Sonnenschein,
der bürstet sich, wenn unserein
ihn anrührt mit dem Kleid.

Wo hat der Bürger alles her:
den Geldsack und das Schießgewehr?
Er stiehlt es grad wie wir.
Bloß macht man uns das Stehlen schwer.
Doch er kriegt mehr als sein Begehr.
Er schröpft dazu die Taschen leer
von allem Arbeitstier.

Oh, wär ich doch ein reicher Mann,
der ohne Mühe stehlen kann,
gepriesen und geehrt.
Träf ich euch auf der Straße dann,
ihr Strohkumpane, Fritz, Johann,
ihr Lumpenvolk, ich spie euch an. -
Das seid ihr Hunde wert!

http://youtu.be/rRhOfztv3OY

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Es riecht so streng nach Zufriedenheit - Christoph Holzhöfer

Frau Biederfrau, Herr Biedermann, das Christkind & das neue Jahr
(Es riecht so streng nach Zufriedenheit)

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
Da kann ich nur gratulieren
Frau Biederfrau & Herr Biedermann
Das Rückgrat ist verkümmert
Das Gewissen sitzt im Arsch
Darunter noch ein weiches Kissen
Ach, sie sind immer so brav

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
Es gaben ihre Stimmen
Biederfrau & Biedermann
Die taten 's so, wie sie 's immer tun
Denn anders können die nicht
Die küssen noch den Stiefel
Der ihnen in die Fresse tritt

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
& nur noch 'n paar mal schlafen
Dann kommt der Weihnachtsmann
& unter 'm deutschen Weihnachtsbaum
Da hat man alle lieb
Nur nicht den Neger, den Zigeuner, den Kanaken
Den Schmarotzer & den Parasit

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
& am gedeckten Weihnachtstisch
Da reicht man sich die Hand
Der Krieg, der schweigt mal stille
Frieden zieht in die Herzen ein
Morgen geht das große Morden weiter
Ach, du liebes Christkind mein

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
& die letzte Weihnachtskerze
Ist irgendwann abgebrannt
Der Baum fliegt aus dem Fenster
Doch vorher gibt 's ein neues Jahr
Raketen steigen in den Himmel
Alles bleibt, wie 's immer war

Es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
Ich freu' mich auf den Frühling
& wünsch' mir Widerstand
Ich wünsche mir Empörung
& wünsch' mir große Wut
Aber Frau Biederfrau & Herr Biedermann
wollen, dass sich nichts ändern tut

Ja, es riecht so streng nach Zufriedenheit
In diesem satten Land
Da kann ich nur gratulieren
Frau Biederfrau & Herr Biedermann
Das Rückgrat ist verkümmert
Das Gewissen sitzt im Arsch
Darunter noch ein weiches Kissen
Ach, sie sind immer so brav

http://youtu.be/_cBzTZ6h71Q

Freitag, 13. Dezember 2013

Das goldene Herz der Bourgeoisie (David Weber, 1931) - Christoph Holzhöfer

Das goldene Herz der Bourgeoisie
Text: David Weber, 1931

Sie sind nicht so schlimm wie sie aussehn,
Sie haben ein weiches Gemüt.
Sie können den Tod keiner Laus sehn
Und sind um die Wohlfahrt bemüht.
Und wenn ein Proletenpaar draufgeht,
Den Gashahn nicht zu, sondern aufdreht,
Dann seufzen sie stark
Und spenden 'ne Mark
Für die kleine verwaiste Marie -
Ja, das ist das goldene Herz der Bourgeoisie.

Das Geld ist an sich nicht sympathisch,
Sie beuten so ungerne aus.
Sie fühlen durchaus demokratisch
Und reden von Freiheit zu Haus.
Und fällt ihnen wirklich die Not auf,
Dann legen sie gern etwas rot auf
Und schreien: Reform!
Die Not ist ernorm
Und die Börse so lustlos wie nie -
Ja, das ist das goldene Herz.
Das schwarzrotgoldene Fettherz der Bourgeoisie.

Wie leicht ist man menschlich erschüttert.
Man hat seinen Goethe im Schrank.
Doch wenn man den Kriegsprofit wittert,
Dann sieht man, wie schön ist ein Tank.
Wie nett sehn die kleinen Schrappnells aus!
Die Flamm'werfer und Parabells aus!
Was Mumm hat, ja das
Verdient auch am Gas -
Ganz egal, wer krepiert wie das Vieh!
Ja, das ist das goldene Herz.
Das goldengepanzerte Fettherz der Bourgeoisie.

Proleten, ihr habt sie genossen,
So edel, so gut und human.
Wird wirklich auf euch mal geschossen,
Sie habens nicht selber getan.
Die Kerle, die morden und raufen,
Die kann man ja kaufen zu Haufen -
Das ist ihr Geschäft.
Doch wenn ihr sie trefft,
Die gedungene Mordkompanie -
Dann trefft ihr das goldene Herz,
Das goldstückgepflasterte Fettherz der Bourgeoisie.

http://youtu.be/oOZnmFWVTIc

Dienstag, 10. Dezember 2013

Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (Georg Herwegh, 1863) - Christoph Holzhöfer

Georg Herwegh

Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein
1863

You are many, they are few.
(Eurer sind viele, ihrer sind wenige.)

Bet und arbeit! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Türe pocht die Not -
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

Und du ackerst, und du säst,
Und du nietest, und du nähst,
Und du, hämmerst, und du spinnst -
Sag, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Überflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn -

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?
Doch wo ist dein warmer Herd?
Doch wo ist dein scharfes Schwert?

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles, aber nichts für dich!
Und von allem nur allein,
Die du schmiedst, die Kette, dein?

Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt - o Volk. das ist dein Lohn.

Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht,
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst - ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach
Hat's für euch und kein Gemach;
Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Übermut.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um euch her!
Habt ihr keinen Stachel mehr?

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

http://youtu.be/qIHZYeTor4Y

Sonntag, 8. Dezember 2013

Die Schlacht am Birkenbaum (Erich Mühsam, 1915) - Christoph Holzhöfer

Die Schlacht am Birkenbaum (Erich Mühsam)

Juli 1915

Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum
sei nur ein Traum.
Sie wird geschlagen werden.
Schon lernt die ersten Schritte gehn,
der sie wird sehn
als Ältester auf Erden.

Glaubt nicht, am Birkenbaum die Schlacht
werd über Nacht
aus Völkerhaß geboren.
Aus gleichem Volk bekämpft das Heer
der alten Wehr
die Schar, die sich verschworen.

Und ist die tapfere Schar besiegt,
gleichwohl, so fliegt
von ihrem Geist ein Funke
hinüber in der Feinde Reihn,
und alle werden Brüder sein,
gelabt vom selben Trunke.

Die Sieger als Besiegte dann
ziehn Mann für Mann,
zum Hungervolk die Satten,
Befreiung feiernd von der Not
bei Wein und Brot,
unter der Birke Schatten.

Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum
sei nur ein Traum
und eines Wahns Gebilde.
Der schönste Sieg ist nicht mehr fern,
da ohne Herrn
Recht wird erstehn und Milde.

http://youtu.be/m-qmxnf_At8

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1925 war fürwahr ein Unglücksjahr - Christoph Holzhöfer
a hard rain's a-gonna fall - bob dylan cover - christoph holzhöfer
a love supreme - john mclaughlin & carlos santana (1973.09.01 chicago)
abschiedsgesang (kurt tucholsky) - christoph holzhöfer
Ach, du traurig-schöne-bitter-süße Weihnachtszeit - Christoph Holzhöfer
Ach, wär ich doch Gott ... - Christoph Holzhöfer
Alle Jahre wieder (Die Diener des Kapitals-Version - Ein "Weihnachtslied") - Christoph Holzhöfer
Alle Jahre wieder (Die Meinungsdiktatur-Version - Ein Weihnachtslied) - Christoph Holzhöfer
Alles für die Sache. (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer
Alltägliche Ballade (Text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer
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