Samstag, 26. April 2014

Der Preussische Wald (Text: Erich Weinert, 1929) - Christoph Holzhöfer

Der preussische Wald

Radfahren, Reiten, Fahren & Gehen
Ist hier verboten. Die Försterei.

Es ist verboten, Futter zu mähen.

Baden erlaubt ab 15. Mai.

Privatweg !
Wegwerfen von Papieren
& Gegenständen ist untersagt.

Hunde sind an der Leine zu führen !
Zuwiderhandelnde werden verklagt.

Hier ist verboten, Sport zu treiben !

Ageln nur gegen Erlaubnisschein !

Bitte die Bänke nicht beschreiben !
Der Heimatverschönerungsverein.

Verbot des Pflückens von Wasserrosen !

Nicht rauchen ! Die Oberförsterei.

Baden in dreckigen Badehosen
Ist nicht gestattet ! Die Polizei.

Man bittet, die Schwäne nicht zu jagen !

Achtung ! Verbotener Anlegesteg !

Auf der Wiese keine Zelte aufschlagen !

Nur widerruflich erlaubter Weg.

Du darfst nicht baden, nicht gehen, nicht reiten,
Denn überall lauert ein Schutzmannsgesicht.
Du siehst in den preußischen Einsamkeiten
Den Wald vor lauter Verboten nicht !

Erich Weinert, 1929

http://youtu.be/gQ6pqw1AOko

Das gerettete Wochenendidyll (Text: Erich Weinert, 1927)

Das gerettete Wochenendidyll

Am stillen See, wo keine Ruderboote
& Strandlokale die Natur versaun,
Beliebte Generaldirektor Knote
Im Biedermeierstil sich anzubaun.

Dorthin entfloh er vor den Alltagssorgen
& vor dem unpoetischen Arbeitsdunst
& siedelte sich ein bis Montag morgen
(Er schwärmte nämlich für Natur & Kunst).

& wenn er Sonntag früh im Sonnenscheine,
Mit Gott versöhnt, auf der Veranda saß,
& zwischendurch die "Deutsche Allgemeine",
Die Autobörse oder Nietsche las,

Dann fühlte er, beim Vollduft der Importe,
Das innre leicht bespült vom Moselwein,
Den tieferen Gehalt der Dichterworte:
Hier bin ich wieder Mensch; hier darf ich 's sein !

Zu seiner Gattin sprach er: "Ach Yvonne,
Hier schweigen die sozialen Kämfe still.
Ich wünschte allen Menschen diese Sonne
& dieses feiertägliche Idyll !"

& eines Sonntags kamen Paddelboote,
& Wandrer klampften von den Bergen her,
& Zelte standen rings um Villa Knote.
& jeden Sonntag wurden 's ein paar mehr.

Vorbei war Knotes stilles Wochenende !
Soo war die Menschenliebe nicht gemeint !
Da kaufte er das ganze Seegelände
& hat es stacheldrähtlich eingezäunt.

Nun macht er wie vordem mit Gott Bekanntschaft,
Der ihm das nötige Kapital verlieh,
& saugt sich voll, in abgesperrter Landschaft,
Von Weisheit & Natur bis Montag früh.

Erich Weinert, 1927

http://youtu.be/2OTdfxKnOEg

Freitag, 25. April 2014

Die Lumpensammlerin (Text: Erich Weinert, 1932) - Christoph Holzhöfer

Die Lumpensammlerin

Dies ganze Leben war nur Geben, Geben !
& alles gab sie hin & trug es still.
Nur eins bleibt ihr zum Geben noch: Ihr Leben.
Das einzige, das keiner haben will.

Als Kind schon musste sie auf Arbeit gehen
& schaffen für der anderen Gewinn,
& Tag für Tag an der Maschine stehen.
Den kargen Lohn gab sie der Mutter hin.

Ein armer Mann hat sie zur Frau genommen,
Dem sie ihr bißchen Jugendliebe gab.
Nach wenigen Jahren war er umgekommen;
Er fand im Kohlenschacht sein frühes Grab.

Drei Jungen hatte sie der Welt gegeben.
Sie ging auf Arbeit schaffte Brot herbei.
Denn ihre armen Jungen mussten leben.
Sie hungerte; es reichte nur für drei.

& als die Söhne endlich groß geworden,
Da holte sie der Staat zum Militär.
Dann rief er auf zum großen Völkermorden.
Sie gab sie als Kanonenfutter her.

& alle dreie hat sie hingegeben.
Nicht einer kam zurück. Sie weinte stumm.
Man gab ihr keine Arbeit, um zu leben,
denn sie war alt & ihre Finger krumm.

Nun schleicht sie einsam mit erloschnen Blicken,
Wühlt jeden Kehricht um nach Restchen Brot.
Ihr bißchen Habe schleppt sie auf dem Rücken.
& eines Tags liegt sie im Rinnstein tot.

Ihr Schuldigen an diesem Jammerleben,
Ich weiß, dass dieses Elend euch nicht rührt.
Jedoch für alles, was sie euch gegeben,
Wird euch dereinst die Rechnung präsentiert !

Erich Weinert, 1932

http://youtu.be/RgBO0jIhdOc

Dienstag, 15. April 2014

Der Kriegsblinde sitzt am Straßenrand & singt (text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer

Der Kriegsblinde sitzt am Straßenrand & singt
(Erich Weinert, 1931)

Ich hab' mein Augenlicht gelassen
Am Chemin des Dames
Noch eben sah ich all des Himmels Sterne
Als brüllend aus der dunklen Ferne
Der heiße Tod geflogen kam
& meine Augen mit sich nahm
Am Chemin des Dames

Ich hab' mein Augenlicht gelassen
Für 'n General
Den Reichen gab ich meine Augen beide
Damit ich Frost & Hunger leide
Mir blieb im Kopf ein Stückchen Stahl
Das ist mein ganzes Kapital
Für 'n General

Ich hab' mein Augenlicht gelassen
Fürs Vaterland
Die Herrn Minister haben mich vergessen
Ein Blinder braucht nicht mehr zu essen
Verschwinde armer Musikant !
Hättst du doch schon das Maul voll Sand !
Fürs Vaterland

Ich hab' mein Augenlicht gelassen
Fürs reiche Pack
Die Augen, die der Krieg uns ausgeschlagen
Seh ' ich sie als Brillianten tragen
Die Orden sind es auf dem Frack
Bei jedem reichen Schubiak
Fürs reiche Pack

Ich hab' mein Augenlicht gelassen
Ihr Jungen wacht !
Den Tag der Freiheit kann ich nicht mehr sehen !
Doch wenn die roten Fahnen wehen
Dann bringt ihr Jungen aus der Pracht
Den ersten Strahl in meine Nacht !
Ihr Jungen wacht !

http://youtu.be/97DhAgsHj0Q

Sonntag, 13. April 2014

Alltägliche Ballade (Text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer

Alltägliche Ballade
(Erich Weinert, 1931)

Da wo die Danziger Straße beginnt,
An der Ecke der Pappelallee,
Stand Gustav Miethe mit Frau & Kind.
Sie blinzelten in den nassen Wind.
Es regnete auf das alte Spind
& das schäbige Kanapee.

Das Kindchen war schon ganz durchnässt.
& Gustav Miethe schrie los:
"Ihr Menschenschinder ! Verfluchte Pest !
Ihr Gesindel, habt mich ausgepresst !
Ihr Lumpen sitzt im trockenen Nest
In euren Wohlfahrtsbüros !"

& die vorbeigingen, blieben stehn,
& sahen das Elend an.
Erst waren es drei, dann waren es zehn,
& alle kamen & wollten es sehn.
Es blieben hundert & tausend stehn.
& alles drängte heran.

& Gustav Miethe schrie wie ein Stier,
Da bellte ein Hupensignal.
Das war der Flitzer vom nächsten Revier,
Drin stand der Herr Polizeioffizier.
Er überschrie sich: "Was ist das hier
Für ein unverschämter Skandal ?"

Er sprang herab. Einen Augenblick
War alles stumm wie ein Stein.
Der Tschako blitzte, sie wichen zurück.
Ein Schupo sprang über ein Möbelstück,
Schlug Gustav Miethe die Faust ins Genick.
Da fing das Kind an zu schrein.

Der Schrei war so entsetzenvoll.
Er klang wie ein Todesschrei.
Aus der Menge wuchs ein schwälender Groll.
Es schrie eine Stimme. Die Stimme schwoll.
Auf einmal schrien sie alle wie toll:
"Nieder die Polizei !"

Schon drängten sie sich zum Wagen vor,
Wie dampfende Lavaflut.
Mit blassen Lippe stand der Major:
"Straße frei ! Keinen Schritt weiter vor !"
Die Mannschaft riss die Pistolen empor.
Da hoben sich Fäuste der Wut.

& Gustav Miethe sprang wild aus den Reihn.
Da knallt es vom Wagen her.
Gustav Miehe brach in den Knien ein.
Die Menge floh mit entsetzten Schrei'n.
Der Flitzer fuhr knatternd hinterdrein.
& die Straße war menschenleer.

Da wo die Danziger Straße beginnt,
Am Mast von der Straßenbahn,
da liegt ein Toter im kalten Wind.
Da wimmern eine Frau & ein Kind.
& der Regen rinnt, & die Zeit verrinnt.
Sie wissen nicht, wo sie zu Hause sind.
Das ist eben "Schicksal", & Schicksal ist blind.
Der Staat hat sein Bestes getan.

http://youtu.be/0u3I3NeDJik

Samstag, 12. April 2014

Alter Bettler (Text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer

Alter Bettler
(Erich Weinert, 1931)

Ja, Vater, das ist das Ende vom Liede,
Wo du nichts mehr hast, wo du nichts mehr bist.
Ohne Heimat, einsam, verhungert & müde.
Die Christen sagen: Das ist der Friede,
Wo die Seele mit Gott im reinen ist !

Nicht wahr, der hat dich vom Mutterleibe
& Kindesbeinen an herrlich geführt.
& hast du auch heute keine Bleibe
Gott hat dir immer noch eine Scheibe
Vertrocknetes Brot aus dem Kehricht spendiert

Er gab dir Arbeit in reichlichem Maße,
Solange dein Körper noch brauchbar war.
Dann setzte er dich zur Ruh auf die Straße
& nährt dich mit weggeworfenem Fraße.
So hütet er dich schon siebzig Jahr.

Sei fröhlich & mach dir keine Sorgen,
Wer dir heute abend das Schlafgeld beschert !
Du bist auch im Freien bei Gott geborgen.
& lässt er dich selig erfrieren bis morgen,
Nimm hin die Gnade ! Du bist nichts mehr wert.

Ja, Vater, du hast nichts mehr zu bedeuten.
Belästige den lieben Gott nicht mehr !
Er hat soviel zu tun mit den reichen Leuten.
An dir ist ja doch nichts mehr auszubeuten.
& außerdem störst du doch nur den Verkehr.

http://youtu.be/zeLyA7_oB8o

Freitag, 11. April 2014

Der Herr Polizeipräsident amüsiert sich (Text: Erich Weinert, 1930) - Christoph Holzhöfer

Der Herr Polizeipräsident amüsiert sich
(Erich Weinert, 1930)

Da sitzt er bei Champagnerpullen
Der Herr der Schupos & der Bullen
Ob Presse-, Buben-, Lumpenball
Der nette Herr ist überall

& jeder Zeilenschinderhannes
Bringt ein Porträt des großen Mannes
Wie er sich räuspert, wie er lacht
& Barrikadenwitze macht

Umringt von Börsenfunktionären
& angetuschten Sekthetären
Zeigt er sich immer voll & ganz
Als Urbild eines Biedermanns

Er blickt in alle Kodak-Linsen
Mit freundlich animiertem Grinsen
Als wollt' er sagen: Bitte seht!
Das nennt man Popularität

Oft sitzt er wie ein Pfannekuchen
Im Kreis von Parlamentseunuchen
& trinkt mit ihnen, wie man sieht
Auf seinen Sieg in Moabit

Bezaubernd seine Großaufnahme
Umrankt von einer Kinodame:
Bis früh um fünfe, süße Maus ...

Sieht so ein Massenmörder aus ?

http://youtu.be/jswabFMnDyI

Das Volk der Denker (Text: Erich Mühsam, 1924) - Christoph Holzhöfer

Das Volk der Denker
September 1924

Du armes Volk! Von aller Welt betrogen,
Besiegt im Kampf, im Sehnen selbst besiegt,
Sinnst du, das Hirn mit Wissen vollgesogen,
Der Frage nach, woran dein Unglück liegt.

Und schon gelingt dir trefflich zu erklären,
Warum bei so beschaffner Produktion
Des Einen Teil der Schweiß ist und die Schwären,
Des Andern Teil Theater, Sport und Spon.

Materialistisch weißt du zu begründen
Der Wirtschaftsform Naturnotwendigkeit
Und widerlegst den Wahn von Schuld und Sünden
Als Narrenglauben der Vergangenheit.

Wie scheint der Mahner dir naiv und komisch,
Der an die Seele pocht: Wach auf! Hab Kraft!
Du rechnest, wann historisch-ökonomisch
Die Stunde reift auf Grund der Wissenschaft.

Du lachst des Spruchs, Tat wachse nur aus Wollen,
Der manchmal noch in wirren Köpfen spukt.
Du siehst am Faden die Entwicklung rollen,
Erkennst dich selbst als deiner Zeit Produkt.

Du lerntest längst nach Phasen zu begreifen
Den Aufstieg der Geschichte und Kultur
Und lehnst es ab, in Träumerei zu schweifen:
Kleinbürger-Utopien hemmen nur.

Du kennst die Welt, durchdenkst sie dialektisch;
Empirisch ist dein Tun, dein Sinn real!
Sind deine Kinder skrofulös und hektisch –
Du weißt Bescheid, so wirkt das Kapital.

Und stehn sie hungrig vor des Reichen Türen,
Der dich – Rebell! – vertrieb aus der Fabrik,
Du senkst den Kopf in Bücher und Broschüren
Zum Studium der sozialen Republik.

Und liest: die Erde gäbe allen reichlich,
Gehörte sie nur allen; – und du liest:
Der schnöden Gegenwart folgt unausweichlich
Die Zukunft, die ein freies Volk genießt.

Die Zukunft kommt! Von selbst und ungerufen!
In stolzem Trost schwelgt deine Phantasie.
Nur eine Serie von Entwicklungsstufen
Steht noch davor. – So lehrts die Theorie.

Du liest und lernst, den Rücken krumm gebogen,
Durchwühlst du Heft um Heft und Band um Band.
O armes Volk! Von aller Welt betrogen,
Betrügst du selbst dich um dein Sehnsuchtsland.

http://youtu.be/geRFP7FSlVc

Sonntag, 6. April 2014

Ich trage eine Fahne - Christoph Holzhöfer

Ich trage eine Fahne

Musik: Eberhard Schmidt
Text: Helmuth Hauptmann

Ich trage eine Fahne,
und diese Fahne ist rot.
Es ist die Arbeiterfahne,
die Vater trug durch die Not.
Die Fahne ist niemals gefallen,
sooft auch ihr Träger fiel.
Sie weht heute über uns allen
und sieht schon der Sehnsucht Ziel.

Ich trage eine Fahne,
das Rot der Arbeitermacht.
Es hat die Arbeiterfahne,
bei Nacht mein Vater bewacht.
Und hat sie mir früh übergeben,
als Morgenrot stieg empor.
Daß wir sie zur Sonne heben
bei Tag, den der Kampf beschwor.

Ich trage eine Fahne,
und diese Fahne ist rot.
Es ist die Arbeiterfahne,
die uns die Einheit gebot.
Sie hat unsre Väter begleitet
durch Hader und Nacht und Krieg.
Drum vorwärts ihr Söhne, erstreitet
zu Ende den großen Sieg.

https://www.youtube.com/watch?v=77n6kv_YUlI

Montag, 24. März 2014

Das Trinklied (Text: Erich Mühsam, 1904) - Christoph Holzhöfer

Das Trinklied

Stimmt eure Seelen zu festlichen Klängen,
füllt eure Herzen mit jauchzendem Wein! –
Denn die Jahre der Jugend drängen,
und das Alter bricht polternd herein. –
Noch strahlen uns Sonnen, noch blinken uns Gläser –
noch lachen uns Lippen und Brüste heiß –
noch blühen die Blumen, noch grünen die Gräser –
aber eilt euch: was rot ist wird weiß!


Rasch ziehen vorüber die glücklichen Stunden. –
Hält uns nicht die Jugend – wir halten sie nicht!
Wehrt euch der Würde! – Der ist überwunden,
den fromme Sitten plagen und Pflicht!
Nieder mit dem, den Sorgen bedrücken –
denn der weiß nicht, was Leben heißt:
Lebend genießen, lebend beglücken –
aufs Leben trinken, bis es zerreißt!


Trinken! Trinken! Auf Leben und Sterben!
Leben! Leben! Auf Blut und Kuß!
Leert den Pokal, dann keilt ihn in Scherben!
Lebt euer Leben – und dann ein Schuß!
Trinken ist Leben, und Leben ist Trinken!
Nieder der Schwächling, der trunken fällt!
Wein her! – Wir wollen im Leben versinken!
Das Leben her! – Es lebe die Welt!

Erich Mühsam, 1904

http://youtu.be/S5J6tZp4naw

Arbeitslose erster Klasse (Text: Erich Weinert, 1930) - Christoph Holzhöfer

ARBEITSLOSE erster
KLASSE

Die haben keine Arbeit, die haben bloß Geld.
Die einzige Arbeit, die ihnen gefällt,
Ist, Scheckbücher vollzuschreiben
Und irgend was zu vertreiben.

Denn um das Wort "Vertreiben" herum
Erschöpft sich ihr ganzes Schaffen.
Sie vertreiben Wolle, Petroleum,
Textilien, Gummi und Waffen.

Sie vertreiben sich täglich bis nachts um drei
Ihre Sorgen, die sie nicht haben.
Amüsierbetrieb und Fresserei
Sind ihre Lebensaufgaben.

Doch ihre Arbeitslosigkeit
Macht noch besondere Beschwerden:
Sie haben nämlich allzviel Zeit.
Auch die muss vertrieben werden.

Und die vertreiben sie Tag und Nacht.
Da gibt es gutriechende Weiber,
Kasino, Spielklub und Segeljacht
Und andere Zeitvertreiber.

Wer gab ihnen so viel Zeit und Geld,
Sich lebenslang zu erholen?
Die haben sie ja in aller Welt
Den Proletariern gestohlen!

Drum Arbeiter, haltet euch bereit!
Das darf nicht mehr lange so bleiben!
Dann werdet ihr ihnen nicht mehr die Zeit,
Ihr werdet sie selber vertreiben!

Erich Weinert, 1930

http://youtu.be/my12fjKkImc

Samstag, 22. März 2014

Die hohen Türme haben mich gegrüßt (Text: Erich Mühsam) - Christoph Holzhöfer

Erich Mühsam (aus Wüste - Krater - Wolken . 1. Auflage 1914)

Die hohen Türme haben mich gegrüßt,
Die über meinen Kinderträumen ragten,
Und ihre unbewegten Mienen fragten,
Wie ich des Lebens wachen Ernst verbüßt.

Des Waldes Blätter haben mir gerauscht,
Wo meine Schmerzen erste Reime fanden.
Ich habe ihre Frage wohl verstanden:
Ob ich beglücktes Dichten eingetauscht.

Doch als ich kam zu meines Meeres Flut,
Da stürmten alle Wellen, mich zu grüßen
Und drängten zärtlich sich zu meinen Füßen
Und fragten nichts. - Da war mir frei und gut.

Erich Mühsam . 1878 - 1934

http://youtu.be/fut7gEmuPTA

War 'ne schöne Zeit (weißt du noch ...) - Christoph Holzhöfer

war 'ne schöne zeit

weißt du noch ?!
als wir in unsren alten autos saßen
musik von bobby, townes & neil
weißt du noch ?!
auf fremden straßen
immer geradeaus

weißt du noch ?!
als die stickies & die flaschen kreisten
& das meer, es sang dazu
weißt du noch ?!
wie die mädchen heißen
die wir damals liebten

weißt du noch ?!
als wir auf unserem berg waren
die ganze nacht hindurch
weißt du noch ?!
wie die sonne dann hervorkam
eine symphonie in rot

weißt du noch ?!
wir dachten nicht an morgen
wir lebten in den tag hinein
weißt du noch ?!
das leben schien unendlich
war 'ne schöne zeit

weißt du noch ?!
wir fühlten uns unsterblich
wir waren jung & stark
weißt du noch ?!
die zeiten waren herrlich
& jeder tag ein fest

http://youtu.be/5Dvn7K1Hs9o

Mittwoch, 19. März 2014

Solang die Mörder leben auf der Welt (Text: Jewgeni Jewtuschenko) - Christoph Holzhöfer

Solang die Mörder leben auf der Welt

In jenen Nächten, da die Flammen lohten
Und Ofenzug durch meine Asche fuhr,
Stieg ich als Rauch empor aus Dachaus Schloten
Und sank herab lebendig auf die Flur,
Ich wollt mich rächen, meinem Tod entstiegen,
An Manchem, der mich noch für Asche hält,
Wie kann ich ruhig in der Erde liegen,
Solang die Mörder leben auf der Welt!

Die Hölle ist schon vollgepfercht mit Sündern,
Doch fehlt dort manche zünftige Figur,
Da ruft mein Lied die Opfer jener Schinder
Und bringt sie den Verbrechern auf die Spur,
Geht fahnden durch Gedränge und Gewimmel,
Geht ahnden rasch, von heißem Haß erhellt,
Wie kannst Du ruhig leuchten, blauer Himmel,
Solang die Mörder leben auf der Welt!

Steht auf, ihr Kinder, die ihr schon vor Jahren,
Von Henkersknechten totgemartert seid.
Ergreift die Mörder, richtet in Talaren
Im Namen aller Kinder künftger Zeit,
Und Ihr, die Ihr noch lebt aus diesen Tagen,
In Warschau, Minsk, Paris, am Rhein, am Belt,
Erinnerung soll aus dem Schlaf euch jagen,
Solang die Mörder leben auf der Welt!

Text: Jewgeni Jewtuschenko
Deutsche Fassung: Wladimir Wischnjak

http://youtu.be/Yq7VQzQlA4w

Montag, 17. März 2014

Betet & schießet, ihr Soldaten - Christoph Holzhöfer

Betet & schießet, ihr Soldaten

Betet & schießet, ihr Soldaten
Betet & schießet, Gott ist mit euch
Mordet & schlachtet eure Brüder
Mordet & schlachtet, Gott ist mit euch

Metzelt den Feind nieder, ihr Soldaten
Es betet für euch das ganze Land:
Wir Bischöfe & Priester segnen euch & eure Waffen
Metzelt den Feind nieder & reicht ihnen nicht die Hand

Streckt sie nieder, ihr Soldaten
Jede Kugel hat Gottes Segen
Streckt sie nieder, ihr Soldaten:
Eure Brüder, die zum selben Gott beten

Löscht sie aus, ihr Soldaten
Vernichtet sie mit eiskalter harter Hand
Macht sie nieder, ihr Soldaten
Für Gott & Volk & Vaterland

Mordet & betet, ihr Soldaten
Du sollst nicht töten, so steht 's wohl geschrieben ...
Doch, mordet & betet, ihr Soldaten
Im Kriege ..., ist eben im Kriege

Verbrennt ein Land, ihr Soldaten
Verbrennt ein Land & die Menschen dazu
Gott ist mit euch & eurer Sache
& solltet ihr fallen, so ist 's ein guter Tod

Betet & schießet, ihr Soldaten
Betet & schießet, Gott ist mit euch
Mordet & schlachtet eure Brüder
Mordet & schlachtet, Gott ist mit euch

Betet & schießet, ihr Soldaten
Betet & schießet, Gott ist mit euch
Mordet & schlachtet ..., kennt keine Gnade
Mordet & schlachtet, Gott ist mit euch

http://youtu.be/ovNMtD4UlU8

Samstag, 15. März 2014

Lied der Pflastersteine (Text: Erich Weinert, 1930) - Christoph Holzhöfer

Lied der Pflastersteine
Erich Weinert, 1930

Wir schliefen als kalter, toter Granit
Viele hunderttausend Jahre.
Da weckten sie uns mit Dynamit
Und machten uns zu Ware.

Der Kuli im Steinbruch stöhnte heiß.
Sein Meißel sprühte Funken.
Wir haben des Kulis Blut und Schweiß
In uns hineingetrunken.

Wir wurden in eine Straße gestampft.
Der Kuli stampfte uns ein.
Es tropfte sein Schweiß, er ist verdampft,
Doch das Salz zog in den Stein.

Dann haben wir alles tragen gemußt,
Karren und Luxuswagen.
Doch fühlten wir in der steinernen Brust
Das Herz des Kulis schlagen.

Und eines Tages dröhnte der Tritt
Von tausend Demonstranten.
Die Kulis sangen, wir klangen mit.
Unsre steinernen Stirnen brannten.

Da schlugen die Kugeln in unsre Stirn.
Es spritzten Dreck und Funken.
Es spritze des Kulis Blut und Hirn.
Wir haben das Blut getrunken.

Sie rissen uns aus der Straße heraus.
Da wurden wir Barrikaden.
Wir hörten die Kulis in Lärm und Braus
Ihre Gewehre laden.

Und wieder sind Dreck und Funken gespritzt.
Wir haben die lebenden Brüder
Mit unsren steinernen Leibern geschützt.
Wir schlugen den Angriff nieder.

Das Blut des Kulis hämmert im Stein,
Ist uns ins Herz geflossen.
Wir werden das Denkmal des Sieges sein
Auf dem Grabe unsrer Genossen!

Musik: Christoph Holzhöfer

http://youtu.be/t7ccpF9RoBU

Freitag, 14. März 2014

Die Welt sei unser Vaterland & alle Menschen Brüder (Text: Ernst Klaar) - Christoph Holzhöfer

Die Welt sei unser Vaterland & alle Menschen Brüder
(Laßt tönen laut mit hellem Klang der Arbeit stolze Lieder)

Der Freiheit weihn wir Herz und Hand
ihr weihn wir unsere Lieder
die Welt sei unser Vaterland
und alle Menschen Brüder!

Laßt tönen laut mit hellem Klang
der Arbeit stolze Lieder
der Unterdrückten Freiheitssang
hall Echo weckend wieder

Die Welt ist unser Vaterland
wir kennen keine Schranke
von Feld zu Fels, von Strand zu Strand
fliegt unser Lichtgedanke

Der Mensch trägt in sich selbst den Wert
ihn gibt nicht Amt und Titel
und höher als ein Purpur ehrt
der Arbeit rauher Kittel

Geächtet sei des Goldes Macht
samt allen Herrenrechten
sie werden stürzen über Nacht
trotz Reißigen und Knechten

Die Sänger mögen Lieb´und Wein
doch erst die Freiheit singen
wir können nimmer fröhlich sein
so lang uns Ketten zwingen

Der Freiheit weihn wir Herz und Hand
ihr weihn wir unsere Lieder
die Welt sei unser Vaterland
und alle Menschen Brüder!

Text: Ernst Klaar, 1861 - 1920
Musik: Christoph Holzhöfer

http://youtu.be/QryDGQX69q0

Donnerstag, 27. Februar 2014

Deutschland, du Land der Hetzer (Gelernt hast du nichts ...) - Christoph Holzhöfer

Deutschland, du Land der Hetzer (Gelernt hast du nichts ...)

Da hetzen sie drauf los
Dass mir speiübel wird
& ich mir nur noch wünsch'
Dass dieses Dreckspack endlich ausstirbt
Quer durch alle Parteien
Von rechts & von möchtegern links
Alle reißen sie das Maul auf
Aus dem 's so erbärmlich stinkt

Ob sie nun Sarrazin heißen
Buschikowsky, oder KenFM ...
Nur 'n paar Namen
Die ich hier als Beispiel nenn'
Die einen gegen Ausländer
& gegen die Armen dazu
Die anderen gegen Israel
& den ach so bösen Jud'

& die machen 's so perfide
Wissen genau, was sie da tun
Ihre stinkende Scheiße
Verpacken sie gut
& so viele fallen drauf rein
& hetzen gleich mit
Deutschland, du Land der Hetzer
Gelernt hast du nichts

"Wehret den Anfängen"
Ach, es ist doch schon zu spät
Ich kann nur noch kotzen
Wenn ich seh', was hier abgeht
& immer wieder heißt 's
Das darf man doch wohl noch sagen
Von diesen Faschisten
In der Maske der Demokraten

http://youtu.be/h4TdPOcO6zs

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Menü

Christoph Holzhöfer

twoday.net

Aktuelle Beiträge

Bla, bla, bla (Kanzlerin...
Tja ... 2016 geht ... 2017 kommt ... Merkel sprach...
chrdylan - 31. Dez, 19:51
Im schönsten Wiesengrunde...
Im schönsten Wiesengrunde (Das stille Tal) Im schönsten...
chrdylan - 29. Dez, 13:54
Kein schöner Land in...
Kein schöner Land in dieser Zeit. Vom Niederrhein. Kein...
chrdylan - 27. Dez, 20:23
Doch nichts für mich...
Doch nichts für mich - für andere, Für mich den Bettelstab! (Der...
chrdylan - 27. Dez, 20:19
Ein neues Lied (Ein "Kirchenlied",...
Autor: unbekannt Entstehungsdatum : um 1700 Bild im...
chrdylan - 27. Dez, 20:13

Musikliste

Mein Lesestoff


Bob Dylan
Lyrics 1962-2001



Bawar, André
Lachsblut

Web Counter-Modul

Status

Online seit 5354 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Dez, 19:51

Credits

vi knallgrau GmbH

powered by Antville powered by Helma


xml version of this page
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Musik Toplist Infinity Toplist

... der für die Menschheit starb (Text: Erich Mühsam) - Christoph Holzhöfer
's ist Krieg (Text: Kurt Tucholsky) - Christoph Holzhöfer
's ist wieder Weihnachtszeit (ein schönes Weihnachtslied ...) - Christoph Holzhöfer
"Den Menschen in Deutschland ging es noch nie so gut ..." (Angela Merkels "Schöne neue Welt")
"Schweb' wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene!"
& irgendwann, dann bin ich dann mal tot - Christoph Holzhöfer
1925 war fürwahr ein Unglücksjahr - Christoph Holzhöfer
a hard rain's a-gonna fall - bob dylan cover - christoph holzhöfer
a love supreme - john mclaughlin & carlos santana (1973.09.01 chicago)
abschiedsgesang (kurt tucholsky) - christoph holzhöfer
Ach, du traurig-schöne-bitter-süße Weihnachtszeit - Christoph Holzhöfer
Ach, wär ich doch Gott ... - Christoph Holzhöfer
Alle Jahre wieder (Die Diener des Kapitals-Version - Ein "Weihnachtslied") - Christoph Holzhöfer
Alle Jahre wieder (Die Meinungsdiktatur-Version - Ein Weihnachtslied) - Christoph Holzhöfer
Alles für die Sache. (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer
Alltägliche Ballade (Text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren