Mittwoch, 16. März 2016

Grenzen (Worte: John Henry Mackay, 1887) - Christoph Holzhöfer

Grenzen?

Sie ziehen Grenzen, Grenzen überall,
und schachteln Alles ein: jedwedes Leben,
Gefühle und Ideen, der Worte Schall,
Die Taten, - ja das ungeborene Streben!

Des Einzelnen Geburt, Leben und Tod,
Und die Gesamtheit teilen sie und teilen.
O welchen, welchen Tages Morgenrot
Wird uns vom Fluche d i e s e r Krämer heilen?!

Und nirgendwo sind Grenzen! - grenzenlos,
Was uns umgibt, die wir uns Menschheit nennen!
Wir möchten uns umfassen, stark und groß,
Allein sie - scheiden, richten, mäkeln, trennen!

Worte: John Henry Mackay, 1887

https://youtu.be/mtfTLAov14U

Sonntag, 13. März 2016

Ein Totenlied (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer

Ein Totenlied.

Was zieht heran von West gen Ost gewendet ?
Und wer sind dies', marschierend ernst und schwer ?
Die Botschaft, von den Reichen Euch gesendet
Auf Euren Mahnruf, bringen wir daher.
Uns alle müsst ihr töten, einen nicht,
Wollt ihr verdunkeln unsrer Sonne Licht.

Wir forderten nur Arbeit, um zu leben,
Wir sollten warten, war ihr hartes Wort ;
Wir wollten sprechen, unser Elend künden,
Und bringen stumm zurück den Toten dort.
Uns alle müsst ihr töten, einen nicht,
Wollt ihr verdunkeln unsrer Sonne Licht.

Sie wollen uns nicht hören und nicht lernen,
In ihren reichen Hallen taub dafür,
Und blind wie draußen sich der Himmel dunkelt,
Doch sieh ! Der Tote pocht an ihrer Tür,
Uns alle müsst ihr töten, einen nicht,
Wollt ihr verdunkeln unsrer Sonne Licht.

Hier liegt das Zeichen, dass wir uns befreien ;
Inmitten von dem Sturm hat er jetzt Ruh' ;
Und in dem Dämmerlicht der frühen Sonne
Winkt uns der Tag des Sieg's, der Freiheit zu.
Uns alle müsst ihr töten, einen nicht,
Wollt ihr verdunkeln unsrer Sonne Licht.

Obiges Gedicht wurde bei A. Linnelis Begräbnis gesungen, der am 13. November 1887 in Trafalgar Square (London), aus Anlass der Demonstration der Arbeitslosen, von der Polizei getötet wurde. Als Nachruf sprach W. Morris, der hochherzige Vorkämpfer des herrschaftslosen Sozialismus in England, am Grabe folgende einfach schönen Worte:

"Unser Freund, der hier liegt, hat ein hartes Leben gehabt und einen harten Tod gefunden ; und wäre die Gesellschaft anders beschaffen gewesen, hätte sein Leben ein genussreiches, schönes und glückliches sein können.
Es ist unsere Aufgabe, uns zu organisieren, damit solche Dinge nicht geschehen, und danach zu streben, diese Erde zu einer schönen und glücklichen Stätte zu machen."

https://youtu.be/X0a37d1rqJI

Freitag, 11. März 2016

Die Regierung & der neoliberale Jubel-Chor singen ein Liedchen - Christoph Holzhöfer

Die Regierung & der neoliberale Jubel-Chor singen ein Liedchen

Über 400 € für auf 'm Sofa vor der Glotze rumliegen
Euch geht 's viel zu gut
Dazu die schöne Wohnung, Heizung & Wasser bezahlt kriegen
Euch geht 's viel zu gut
Arbeit gibt 's doch genug, mehr Sanktionen müssen her
Euch geht 's viel zu gut
Bis dass auch der letzte von euch endlich kapiert
Euch geht 's viel zu gut

Die ihr da arbeitet, 8,50 Mindestlohn
Euch geht 's viel zu gut
Leiharbeit, Werkverträge, Niedriglohn
Euch geht 's viel zu gut
Unbezahlte Überstunden, fast jeden Tag
Euch geht 's viel zu gut
In Pflege-Berufen, wie woanders auch, viel zu wenig Personal
Euch geht 's viel zu gut

Rentenniveau runter, Eintrittsalter rauf
Euch geht 's viel zu gut
Sozial-Versicherungbeiträge hoch, ach ja ... Steuern gleich auch
Euch geht 's viel zu gut
Arm trotz Arbeit & im Alter erst recht
Euch geht 's viel zu gut
Hört endlich auf zu jammern, euch geht 's doch nicht schlecht
Euch geht 's viel zu gut

Die Mieten zu teuer, öffentliche Verkehrsmittel auch
Euch geht 's viel zu gut
Euch knurrt hin & wieder vor Hunger der Bauch
Euch geht 's viel zu gut
Der Strom abgestellt, die Wohnungskündigung ist da
Euch geht 's viel zu gut
Warum habt ihr Protzer das denn auch nicht bezahlt
Euch geht 's viel zu gut

Sparen lohnt sich nicht mehr, wozu denn auch sparen
Euch geht 's viel zu gut
Kein Geld für neue Zähne & um in Urlaub zu fahren
Euch geht 's viel zu gut
Ach ... ihr könnt nicht ein mal mit den Kindern in den Zoo
Euch geht 's viel zu gut
Ihr habt doch euer Leben & die schöne Arbeit, seid froh
Euch geht 's viel zu gut

Ihr, die ihr da in Mülltonnen nach Fressen wühlt
Euch geht 's viel zu gut
Ihr Penner, die ihr faul in der Stadt rumliegt
Euch geht 's viel zu gut
Flaschensammler verdienen prächtig dazu
Euch geht 's viel zu gut
& ihr habt doch noch Suppenküchen & Tafeln, also lasst uns in Ruh'
Euch geht 's viel zu gut

Ihr Alten, in Heimen, bei Schweine-Fraß
Euch geht 's viel zu gut
Braucht man denn im Alter etwa noch Freude & Spaß
Euch geht 's viel zu gut
Ihr chronisch Kranken, ihr Behinderten, ihr jammert doch auch immer rum
Euch geht 's viel zu gut
Was ist denn schon Geld ?! Hauptsache, ihr seid gesund
Euch geht 's viel zu gut

Aber uns, den Bonzen & Politikern im Land
Uns geht 's viel zu schlecht
Wir, die da machen & schaffen für den großen Wohlstand
Uns geht 's viel zu schlecht
& ihr, die da lebt, wie die Maden im Speck
Euch geht 's viel zu gut
& wenn ihr nichts mehr nutzt ... Abfall ! & den schmeißen wir weg
Denn ... euch geht 's doch viel zu gut

https://youtu.be/zUMPLOyWQ6w

Mittwoch, 2. März 2016

Der Marsch der Arbeiter. (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer

Der Marsch der Arbeiter.
(Übersetzt von W. L. Rosenberg.)

Melodie : "John Brown"

Was bedeutet dies Getöse, das in Aller Ohr erklingt,
Gleich dem Wind in öden Tälern, der Gewitterstürme bringt,
Gleich des Meeres dumpfem Brausen, dessen Groll die Nacht verschlingt ?
's ist das Volk, es zieht heran.

Woher kommt es, wohin geht es ? Wessen Art ist's, wess' Geschlecht ?
Zwischen Höll' und Himmel, sagt mir, wo ist seiner Heimat Recht ?
Ist für Gold es zu erkaufen ? Will's verdingen sich als Knecht ?
Näher schon tönt es heran.

Horch des Donners weites Rollen !
Schau' zur Sonn' ! Aus hoffnungsvollen
Herzen steigt's empor mit Grollen
Und das Heer marschiert heran.

Qual und Jammer zu entfliehen, strebt es zur Glückseligkeit ;
Jeder Winkel ist ihn'n Heimat auf der Erde weit und breit.
Wollt ihr's knechten und entrechten, eilt, zu nutzen noch die Zeit,
Denn das Ende naht heran.

Seine Hand baut eure Häuser, webt eu'r Linnen, schafft eu'r Brot,
Bettet euch auf weichem Pfühle1, bannt von eurem Herd die Not.
All' dies wirkt es, heut und immer, Sklave eurer Macht Gebot,
Bis das Heer marschiert heran.

Horch des Donners weites Rollen !
Schau' zur Sonn' ! Aus hoffnungsvollen
Herzen steigt's empor mit Grollen
Und das Heer marschiert heran.

Manch' Jahrhundert trug's die Frone, stumm, geduldig, taub und blind ;
Nichts entriss es seinen Sorgen, ein in Schlaf gelulltes Kind.
Da auf einmal jetzt erwacht ist's, seinen Schrei beschwingt der Wind
Und im Marschschritt zieht's heran,

Hört, ihr Reichen und erzittert ! Deutlich spricht der Zeiten Mund :
"Wir Enterbten lösen klirrend unsre Ketten diese Stund'
Und zum Kampfe für die Menschheit stehn wir Männer auf im Bund
Und marschier'n als Heer heran."

Horch des Donners weites Rollen !
Schau' zur Sonn' ! Aus hoffnungsvollen
Herzen steigt's empor mit Grollen
Und das Heer marschiert heran.

"Wollt, wenn's Krieg, mit euren Leichen nähren ihr der Flammen Schein ?
Wenn es Frieden, nicht gesellen euch zu uns, der Brüder Reih'n ?
Kommt und lebt. Denn neues Leben tagt der Welt, die wir befrei'n,
Und die Hoffnung zieht voran."

Vorwärts ziehn wir, Proletarier ! Wisst, was machtvoll näher klingt,
Ist des Freiheitskampfes Schlachtruf, der die ganze Welt durchdringt.
Vorwärts ! Für der Menschheit Hoffen hoch im Sturm das Banner schwingt !
Und die Welt marschiert voran.

Horch des Donners weites Rollen !
Schau' zur Sonn' ! Aus hoffnungsvollen
Herzen steigt's empor mit Grollen
Und das Heer marschiert heran.

Worte: William Morris, 1885
Aus "Chants for Socialists"

https://youtu.be/Bp_53q3Sxt0

Dienstag, 1. März 2016

Kein Herr. (William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer

Kein Herr. No Master.
(Übersetzt von John Henry Mackay.)

Spricht Mann zu Mann : Es hörten wir,
Dass uns kein Herr tut not
Auf dieser unserer Erde hier,
Zu ernten unser Brot.
Die Sklaverei ist fortgefegt,
Wir sind geschmiedet ein,
Weil Jeder, der die Kette trägt,
Baut auf das Haus der Pein.

Und wir, wir sollten -- seufzend ach ! --
Beklemmt, voll Furcht dastehn,
Und unser Leben, früh schon schwach,
Vom Tod umarmt hier sehn ?
Nein ! rufet laut und ohne Scheu :
Wir Wenigen sind genug !
Steht auf ! Die Hoffnung ist uns treu,
Entgegen unserm Fluch.

Sie wächst und wächst -- wer ist die Schar ?
Wir, schwach und unbegehrt ?
Wer sind sie, mit den Augen klar,
Den Händen, kampfbewehrt ?
Das ist das Heer, dess' Losung heißt :
"Kein Herr, ob klein, ob groß --"
Ein Schwert, das mäht, ein Licht, das gleißt,
Ein Sturm, der bald bricht los.

Worte: William Morris, 1885
Aus "Chants for Socialists"

https://youtu.be/54W3fgQ_OHE

Donnerstag, 25. Februar 2016

Alles für die Sache. (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer

Alles für die Sache.
(Übersetzt von John Henry Mackay.)

Hör' ein Wort, ein Wort bei Zeiten,
denn die Zeit, schon nahet sie,
Da wird uns die Sache rufen :
die zum Tod, zum Leben die.

Er, der stirbt, wird nicht vereinsamt
sterben, mancher ging voran ;
Er, der lebt, wird schwerer tragen
nicht, als er schon trug daran.

Nicht von heut' ist, was sie sagen,
nicht seit gestern floss ihr Blut,
Jüngste sie der Erdenfinder
letzte sie, beseelt von Mut.

Ja, was wir erzählen, ist was
sie gepredigt : die uns lieb,
Diese Hoffnung war dieselbe,
für die sie 's zu sterben trieb.

In dem Grab, vor dem Tyrannen
sicher, liegt nun ihre Kraft,
Doch die Hoffnung hat sich wieder
unbekümmert aufgerafft.

Traure nicht darum und klage,
dass die Welt sie überlebt ;
Ihre Stimme macht, dass stärker
unsere Hand zum Schlag sich hebt.

Ein'ge hatten Ehre, Namen,
waren stark, gelehrt und klug,
Ein'ge arm und schwach, unwissend
unter ihres Lebens Fluch.

Namenlose und Genannte
leben in uns : jeder zeigt
Allen Schmerz für Nichts zu achten,
alles Leid vergessen leicht.

Ihren Schrei vernimm : "O glücklich,
glücklich Ihr, die Ihr da lebt,
In der Nacht, die langsam weichet,
in dem Morgen, der sich hebt.

Rein die Krone Eurer Sache --
wert zu sterben oder leben,
Durch Gewirr den Kampf, den Frieden
zu erlangen oder geben."

Möge es so sein ! Oft dünkt mich
in der Zeit, die naht daher,
Wenn kein Knecht des Gold's mehr lebet
in der Welt, von Meer zu Meer,

Oft wenn Mann und Weib dann glücklich,
eh' die Sonne weicht zurück,
Und sie segnen dann den Tag noch,
der zu kurz für all' ihr Glück,

Wird der Eine oder Andre
denken an die bittere Zeit,
Als dem Fluch des Goldes noch die
Mühe alles Kampfs geweiht.

Zwischen Lippen dann der Liebe
wird auch unsrer ernst gedacht,
Und sie nennen kühn und klug uns,
die als Träumer einst verlacht.

Dann inmitten der erneuten
Welt wird unsere Tat bestehn,
Ob wir Alle auch vergessen,
unser Kampf und Untergehn.

Leben oder Tod denn, ob wir
siegen -- fallen, wer hat 's Acht ?
Schön ist Leben auch im Kampfe,
und der Sache sei 's gebracht.

Hör' ein Wort, ein Wort bei Zeiten,
denn die Zeit, schon nahet sie,
Da wird uns die Sache rufen :
die zum Tod, zum Leben die !

Worte: William Morris, 1885

https://youtu.be/DQ_4_O_Bfw0

Montag, 15. Februar 2016

Selbstgespräch eines Proletariers (Worte: John Henry Mackay, 1887) - Christoph Holzhöfer

Selbstgespräch eines Proletariers.

Ich habe einen Arm, den Arbeit stählte,
Und eine sehnige, eisenstarke Hand
Und einen Blick, der nie sein Ziel noch fehlte --
Und dieser Blick, er ist auf Euch gewandt !

Auf Euch : ein jeder Eurer blutigen Tage,
Der luftdurchrasten, wird von mir belauscht,
Indessen an mein Ohr der Meinen Klage
Wie Ruf zum Kampf, wie Ruf der Zukunft rauscht.

Ich habe meiner Sklavenkette Glieder,
Glied sie um Glied gezählt, geprüft, zerfeilt
Und weiß die Stelle, wo der Hammer nieder
An jenem Tage fällt, der sie zerteilt.

Und dann, an jenem Tag, da es zum Retten
Zu spät. tret' hin ich vor Euch drohend dicht
Und schlage die wie Glas zerbrochenen Ketten
Euch in das nicht mehr lächelnde Gesicht !

Worte: John Henry Mackay, 1887

https://youtu.be/22X7k4xkKPU

Sonntag, 14. Februar 2016

Der Proletarier (Worte: John Henry Mackay, 1887) - Christoph Holzhöfer

Der Proletarier

Entbehrung und Schläge und Hunger und Not --
Dass war es, was seine Jugend ihm bot.
Zehn Jahre im Frohn dann : vom Morgen zur Nacht
Um den Lohn seiner Arbeit durch Schurken gebracht.
Und dann nach dem Dunkel ein hellerer Tag,
Wo mit eisernen Händen sein Joch er zerbrach.
Ein Flüchtling nun zog er von Ort zu Ort
Und warb für die Sache und riss sie mit fort :
Die Brüder, die rings in den Landen weit
Der Knechtschaft, der Schmach und dem Elend geweiht.
Und die Herzen erwachten, wo er erschien ...
Doch die Schergen ergriffen und fesselten ihn.
Zehn Jahre hielt seine wutbebende Hand
Des Gefangenen klirrende Kette umspannt.
Seine Stimme erlosch, seine Wange ward bleich,
Doch im Herzen sein Hass, er blieb immer sich gleich.
Und wieder nun zieht er von Land zu Land :
Sein Auge sprüht Blitze, seine Worte sind Brand,
Und in tausend von Herzen die Saat sich ergießt,
Aus welcher der Menschheit der Segen entsprießt,
Und er ruft die Genossen von Fern und von Nah :
"Auf ! Stürzet die Welt ! Denn der Tag ist da !"

Worte: John Henry Mackay, 1887

https://youtu.be/y60erdRjsSQ

Donnerstag, 11. Februar 2016

Fliehende Mutter (Worte: Johannes R. Becher) - Christoph Holzhöfer

Fliehende Mutter

"Ich weiß ja nicht, ob ich willkommen bin
In Ihrem Land ... Ich bin so weit vertrieben ...
In diesem Bündel ? ... Waffen ? ... 's ist darin
Was liebes, Herr ... Sonst ist mit nichts geblieben ...

Das kam nun so ... Das Dorf war lang schon leer
Die Männer fort im Krieg ... nur Kinder, Frauen ...
Da kam ein Donnern, Herr, vom Ebro her ...
Wir liefen auf das Feld, um auszuschauen ...

Kein Stückchen Brot. Nichts - viele Tage lang ...
Und da, da kamen sie ... So schnell von oben ...
Und einer, der sich tief herunterschwang ...
Kein Schrein ... Ich hab mein Kindlein aufgehoben -

Und plötzlich war die Straße nicht mehr da
War eine Schlucht. War Eis. Ein Felsen meinte
Es gut mit mir ... Sie kamen wieder nah ...
Der Felsen barg mich. Auch der Felsen weinte ...

Ich weiß ja nicht, bin ich noch irgendwo ?! ...
Darf ich es jetzt in Ihre Erde betten ? ...
Verzeihen Sie, mein Herr ... Das kam nun so ...
Man muss die Toten ... auch die Toten retten ... "

Worte: Johannes R. Becher

https://youtu.be/mzOQ_gJU29A

Mittwoch, 3. Februar 2016

John Schehr und Genossen (Worte: Erich Weinert, 1934) - Christoph Holzhöfer

John Schehr und Genossen
(Erich Weinert)

Es geht durch die Nacht. Die Nacht ist kalt.
Der Fahrer bremst. Sie halten im Wald.
Zehn Mann Geheime Staatspolizei.
Vier Kommunisten sitzen dabei,
John Schehr und Genossen.

Der Transportführer sagt: Kein Mensch zu sehn.
John Schehr fragt: Warum bleiben wir stehen?
Der Führer flüstert: Die Sache geht glatt!
Nun wissen sie, was es geschlagen hat,
John Schehr und Genossen.

Sie sehn, wie die ihre Pistolen ziehn.
John Schehr fragt: Nicht wahr, jetzt müssen wir fliehn?
Die Kerle lachen, na wird es bald?
Runter vom Wagen und rein in den Wald,
John Schehr und Genossen!

John Schehr sagt: So habt ihr es immer gemacht!
So habt ihr Karl Liebknecht umgebracht!
Der Führer brüllt: Schmeißt die Bande raus!
Und schweigend steigen die viere aus,
John Schehr und Genossen.

Sie schleppen sie in den dunklen Wald.
Und zwölfmal knallt es und widerhallt.
Da liegen sie mit erloschenem Blick,
Jeder drei Nahschüsse im Genick,
John Schehr und Genossen.

Der Wagen braust nach Berlin zurück.
Das Schauhaus quittiert: Geliefert vier Stück.
Der Transportführer schreibt ins Lieferbuch:
Vier Kommunistenführer, beim Fluchtversuch,
John Schehr und Genossen.

Dann begibt er sich in den Marmorsaal
Zum General, der den Mord befahl.
Er stellt ihn inmitten des brausenden Ball.
Zu Befehl Exzellenz, erledigt der Fall
John Schehr und Genossen.

Erledigt der Fall, bis zu einem Tag!
Da kracht seine Türe vom Kolbenschlag.
Er springt aus dem Bett. Was wollt ihr von mir?
Komm mit, Exzellenz! Die Abrechnung für
John Schehr und Genossen!

https://de.wikipedia.org/wiki/John_Schehr

https://youtu.be/ti3PGMTN-Vk

Dienstag, 2. Februar 2016

Der Schrei der Plage (Worte: William Morris) - Christoph Holzhöfer

Der Schrei der Plage.
THE VOICE OF TOIL.
(Worte: William Morrsis, übersetzt von Andreas Scheu.)

Ich hörte sie sagen : Lass hoffen und klagen,
Es wird doch immer dasselbe sein !
So heute wie Morgen bringt Kummer und Sorgen,
Bringt endlose Sorgen und trostlose Pein !

Als die Welt noch junger, in Qual und Hunger,
Die Hoffnung, sie stählte uns Herz und Arm,
Da führten Gelehrte, in Worten bewährte,
Uns gegen das Unrecht und gegen den Harm.

Lies in den Geschichten und Ruhmesgedichten
Die Namen der Großen, wie sich 'sgebührt ;
Dann sieh', wie wir werben und langsam versterben
Inmitten der Freiheit, zu der sie geführt !

Wo geschwind und geschwinder der eiserne Schinder,
Den wir geschaffen, das Werkzeug treibt,
Heißt uns Schätze ergründen und Kurzweil erfinden
Für andere, dass uns nichts übrig bleibt.

In elenden Höhlen versumpfend wir gröhlen,
Was wissen wir ob die Welt ist schön !
Wir müssen uns scheu'n, unsrer Brut uns zu freun,
Sie wird, gleich uns ja, zu Grunde gehn.

Kein Gott lässt sich rühren ; wer soll uns nun führen
Heraus aus der Hölle, die uns umloht ?
Wir sehen nur Lügner, Betrogne, Betrüger,
Die Großen sind klein und die Weisen tot.

Ich hörte sie sagen : Lass hoffen und klagen,
Die scheerende Klinge verschont nicht das Schaf ;
Sind wir denn nicht stärker als all' unsre Kerker,
Sobald die Erkenntnis uns schüttelt vom Schlaf ?

Komm' uns zu verbinden, die Stunden entschwinden,
Und Rettung liegt nur in mir und in dir !
Die Hoffnung belebt uns und Licht umschwebt uns,
In siegender Klarheit marschieren wir !

Lasst kältere Herzen nur lachen und scherzen,
Mit flüchtiger Luft von der Furcht vergällt ;
Indess wir erglühen und Leben versprühen,
Dem Kampf uns weihn für die neue Welt !

Komm' uns zu verbinden, eh' Stunden entschwinden,
Die Sache fliegt über den Erdenball !
Die Welt erzittert, von ihr erschüttert,
Und Freude nur bringt sie für uns All' !

https://youtu.be/g7l3kwNQUvg

Montag, 1. Februar 2016

Drunten zwischen den Toten (Worte: William Morris) - Christoph Holzhöfer

Drunten zwischen den Toten.
DOWN AMONG THE DEAD MEN.
(Worte: William Morris, übersetzt von John Henry Mackay.)

Kommt, Brüder, kommt, das Glas empor !
Stoßt an ! Und bringt ein Wohl im Chor :
Auf''s Wohl der Arbeiter ! Trinkt leer !
In jedem Land, auf jedem Meer.

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

Nun trinkt zum zweiten Male gut,
Dass sich das Volk zusammentut,
Das Volk, bewehrt an Geist und Hand,
Sein Recht zu fordern in jedem Land.

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

Da ist ein Rest -- er sei geweiht
Der Reichen Einsicht, dass bereit
Sie sind und schweigend uns verstehn,
Wenn an der Tür wir klopfend stehn.

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

Jetzt, Brüder, -- flammt das Glas nicht rot ? --
Auf sie, die unvergessen-tot !
Auf ihre Tat ! -- Sie nahm die Nacht
Bevor das Licht den Tag gebracht.

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

Der Tag ? Ach, Freunde, spät wird's Nacht ;
Trinkt, bis der junge Tag erwacht,
Der Freude Herold wird er sein,
Für dich und mich der Fackelschein !

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

Ein andres Glas zur Hand nun, und
In Hoffnung leert's auf unsern Bund ;
Trinkt, während Hoffnung uns umloht,
Auf Brüderschaft jetzt und im Tod.

Und ihn, der dieses Wohl verneint,
Drunten bei den Toten, drunten bei den Toten,
Drunten, drunten, drunten, drunten,
Drunten zwischen Toten lasst in liegen !

https://youtu.be/r-i-PV0YFMw

Samstag, 23. Januar 2016

Weiter, weiter – unermüdlich (Fluche, Seele, fluche) Worte: Erich Mühsam - Christoph Holzhöfer

Weiter, weiter – unermüdlich (Fluche, Seele, fluche)

Weiter, weiter – unermüdlich!
Westlich, östlich; nördlich, südlich.
Suche, Seele, suche!
Suche nur, kannst doch nichts finden!
Sonnen strahlen, Sonnen schwinden.
Fluche, Seele, fluche!

Nördlich, südlich; westlich, östlich.
Such das Glück. Das Glück ist köstlich.
Suche, Seele, suche!
Suche, daß die Sterne stieben!
Wird dich doch die Welt nicht lieben.
Fluche, Seele, fluche!

Südlich, nördlich; östlich, westlich,
Himmel, Erde, schmuck und festlich.
Suche, Seele, suche!
Schönheit, Freuden, Räusche, Frieden
sind dir, Seele, nicht beschieden.
Fluche, Seele, fluche!

Mit dem Fahrschein bahnbehördlich
westlich, östlich; südlich, nördlich.
Suche, Seele, suche!
Siehst dein Glück vorübertreiben
hinter Schnellzugsfensterscheiben.
Fluche, Seele, fluche!

Worte: Erich Mühsam

https://youtu.be/pwEMuwSXR9I

Donnerstag, 21. Januar 2016

Deutschland - Kaltland - Alles-Scheißegal-Land - Christoph Holzhöfer

Deutschland - Kaltland - Alles-Scheißegal-Land

Da ist: Die alte Frau, die ne Mini-Rente kriegt
& Grundsicherung dazu. Fünf Kinder
Großgezogen & als Putzfrau malocht
Die man aus ihrer Wohnung schmeißt
Weil die 'n paar Euro zu teuer ist & darin
Hat sie doch ihr ganzes Leben lang gewohnt

Da ist: Der Mann in Erfurt, den man zwangsräumt
Kurz vor Weihnachten, dem Fest der Liebe
& der will doch nicht aus seiner Wohnung raus
Den erschießen dann die Bullen kaltblütig
Wie ein Stück Vieh, weil der arme Mensch sich wehrt
& der hat 'n kleines Beil ... Feuer frei

Ach ... wen juckt 's schon groß
Hallelujah ... was geht 's uns gut

Da ist: Der arme Obdachlose, der erfriert
In einer bitter-kalten Winter-Nacht & die Leute
Gehen am Morgen achtlos an seinem Leichnam vorbei
Bis dann irgendwer was merkt
& die Polizei ruft & die kommt dann
's war ja nur 'n Penner, der da verreckt ist

Da sind: Die vielen Menschen, die da zuhause sitzen
Ohne Strom, den hat man ihnen abgestellt
Weil sie nicht zahlen konnten. 's Geld reicht vorn & hinten nicht
& du frisst schon die Billig-Scheiße
Fährst nie in Urlaub, kannste dir nicht leisten
Hast das Lachen schon lang verloren & kein Licht

Ach ... wen juckt 's schon groß
Hallelujah ... was geht 's uns gut

Da ist: Der Mann, der seine Frau erschießt & seine Kinder
& zum Schluss sich selbst, weil sein Haus zwangsversteigert wird
Da er in Hartz-4 gelandet ist
Der ganze Lebens-Traum geplatzt
& was du mal besessen hast ist weg
Alles ist weg ... & da gibts kein Mitleid

Da sind: Die vielen alten Menschen, die man in Heimen
Vergammeln lässt, bei Schweine-Fraß
& viel zu wenig Personal, da hat kaum einer Zeit
Die armen Menschen stellt man mit Pillen ruhig
Lässt sie in ihrem Urin & Kot liegen
Ja ! So spart man Zeit & Geld (Kapitalismus eben ...)

Ach ... wen juckt 's schon groß
Hallelujah ... was geht 's uns gut

Da sind: Die Kinder der Armen, der Hartzer, der Entwürdigten
Die allen scheißegal sind & keine Zukunft haben ... & auch nicht haben sollen
Ihre Eltern ... verhöhnt & Parasiten geschimpft
Quer durch die Parteien. & kaum einen juckt 's
Sippenhaft für Arme. Kein Aufschrei im Land
Gleichgültigkeit ! & ... die haben 's doch verdient

Da sind: Die vielen Flüchtlinge, die mit ihren Hoffnungen hier her kommen
& ihre Unterkünfte brennen. & der Hass, der ihnen
Entgegen schlägt. Rassismus ! & die Politiker vorne weg
& die da immer labern: Alles ganz einfach ... & selbst nichts machen
Außer labern ... Dummschwätzer, die jeden 'n Nazi nennen
Der nicht ihrer Meinung ist. & die die armen Flüchtlinge nur instrumentalisieren (So wie die Rechten auch ...)
...

https://youtu.be/oVumfteE1qM

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Alles für die Sache. (Worte: William Morris, 1885) - Christoph Holzhöfer
Alltägliche Ballade (Text: Erich Weinert, 1931) - Christoph Holzhöfer
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