Ein neues Lied (Ein "Kirchenlied", um 1700) - Christoph Holzhöfer
Autor: unbekannt
Entstehungsdatum: um 1700
Bild im Video: Der Galgenbaum – Darstellung von Kriegsgräueln nach Jacques Callot (1632)
Ein neues Lied /
darinnen
Der Zustand itziger bedrängten Zeit / der fast die gantze Christenheit betrifft / vor Augen gestellet wird; Mit Beyfügung / was die Ursach dessen sey? Und Aufmunterung zu rechtschaffener Busse / damit der liebe GOtt seiner Christenheit Friede und Einigkeit verleyhen und alles Ubel gnädiglich abwenden wolle.
Im Thon: Es ist gewißlich an der Zeit. ... (Ich habe aber eine eigene Musike dazu gemacht) ...
ACh GOtt! was werden wir für Zeit noch in der Welt erleben? Es ist verschwunden all Freund? der Menschen Hertzen schweben / in lauter Kummer / Angst und Noth / erbarm es doch den lieben GOtt / ist allgemeines Klagen.
Wie lebte man nicht so vergnügt / vor viertzig / funfftzig Jahren / all Nahrung itzt darnieder liegt / ich hab es wohl erfahren / sagt mancher alt-verlebter Mann / itzt weiß man nichts zu fangen an / was wird hieraus noch werden?
Sein Brodt verdienet jederman vormahls mit Lust und Freuden / es durffte nicht der Unterthan / so viel Beschwerung leiden / die Bürger hatten da noch Geld / nunmehr ist gantz verkehrt die Welt / wird öffters lamentiren.
Fast durch die gantze Christenheit / an allen Ort und Enden / ist nichts als lauter Krieg und Streit / wo man sich hin thut wenden: dort fallen so viel tausend Mann / da geht ein neues Treffen an / hört man aus den Avisen.
Man hört von Krieg und Kriegs-Geschrey / zu Wasser und zu Lande / ist hievon eine Landschafft frey / und noch in Friedens-Stande / muß so viel Contribution / als Steuer und Capitation / und wie mans heist hergeben.
Bald gehet ein Werbung an / bald heist es recroutiren / wann also so viel tausend Mann / im Lande durch marschiren / so heist es: gebt dem Volck Qvartir / schafft Fleisch / Brod / Butter / Wein und Bier / und was man sonst begehret.
Der Bürger läst sich Tag und Nacht / sein Handwerck sauer werden / hat er etwas vor sich gebracht / so gehts auf die Beschwerden / hat manchmahl kaum das liebe Brodt / ja mancher muß noch große Noth / mit Weib und Kindern leiden.
Der Bauer braucht auch seinen Fleiß / muß sich sehr strapuziren / er ißt sein Brod gewiß im Schweiß / kan doch nichts prosperiren / beklagt sich offt: Du lieber GOtt! muß man doch alles beym Gebot / was man verdient / hergeben.
Ja was noch sonst das Hertze kränckt / und schmertzlich zu beklagen / ist das / wanns einer recht bedenckt / das Krieg und andere Plagen / ein Christ dem andern füget zu / da man in Fried und guter Ruh / beysammen solte leben.
Es leben feindlich auch so gar / Religions-Verwandten / es fallen öffters in die Haar / Bekannte den Bekannten; der Unterthan pariret nicht / vergisset seiner Treu und Pflicht / die er so hoch geschworen.
Ein Schwager ist des andern Feind / ein Freund den andern plaget / von dem / mit dem ers treu gemeynt / wird er wohl gar verjaget; ja Brüder selbst parheyisch seyn / die unter eines Hertzens Schrein / den Lebens Geist empfangen.
Fragt man nun was die Ursach sey / des Kriegs auf allen Seiten? so ist dieselbe gar nicht neu; GOtt hat vor langen Zeiten / im alt- und neuen Testament / Pest / Hunger und den Krieg genennt / der Sünd und Laster-Straffen.
Wollen wir vom Krieg seyn befreyt / und aller schwere Straffen / so müssen wir zuvor beyseit / die Ursach deren schaffen; alsdann wird uns der liebe GOTT / von Kriegs-Gefahr und aller Noth / gantz väterlich erretten.
Wir wollen und wie Ninive / zu wahrer Busse wenden / so wird sich Krig und alles Weh / eh wirs vermeynen / enden. Es soll bey dieser Krieges-Zeit / von der bedrängten Christenheit / aus Hertzensgrund erschallen:
Verleyh uns Frieden gnädiglich / HErr GOTT zu unsern Zeiten / es ist doch ja kein ander nicht / der für uns könte streiten / denn Du unser GOTT allein; so wollen wir Dir danckbar seyn / hier / und dort ewig /
AMEN.
https://www.youtube.com/watch?v=lHlPeo8niQY
Entstehungsdatum: um 1700
Bild im Video: Der Galgenbaum – Darstellung von Kriegsgräueln nach Jacques Callot (1632)
Ein neues Lied /
darinnen
Der Zustand itziger bedrängten Zeit / der fast die gantze Christenheit betrifft / vor Augen gestellet wird; Mit Beyfügung / was die Ursach dessen sey? Und Aufmunterung zu rechtschaffener Busse / damit der liebe GOtt seiner Christenheit Friede und Einigkeit verleyhen und alles Ubel gnädiglich abwenden wolle.
Im Thon: Es ist gewißlich an der Zeit. ... (Ich habe aber eine eigene Musike dazu gemacht) ...
ACh GOtt! was werden wir für Zeit noch in der Welt erleben? Es ist verschwunden all Freund? der Menschen Hertzen schweben / in lauter Kummer / Angst und Noth / erbarm es doch den lieben GOtt / ist allgemeines Klagen.
Wie lebte man nicht so vergnügt / vor viertzig / funfftzig Jahren / all Nahrung itzt darnieder liegt / ich hab es wohl erfahren / sagt mancher alt-verlebter Mann / itzt weiß man nichts zu fangen an / was wird hieraus noch werden?
Sein Brodt verdienet jederman vormahls mit Lust und Freuden / es durffte nicht der Unterthan / so viel Beschwerung leiden / die Bürger hatten da noch Geld / nunmehr ist gantz verkehrt die Welt / wird öffters lamentiren.
Fast durch die gantze Christenheit / an allen Ort und Enden / ist nichts als lauter Krieg und Streit / wo man sich hin thut wenden: dort fallen so viel tausend Mann / da geht ein neues Treffen an / hört man aus den Avisen.
Man hört von Krieg und Kriegs-Geschrey / zu Wasser und zu Lande / ist hievon eine Landschafft frey / und noch in Friedens-Stande / muß so viel Contribution / als Steuer und Capitation / und wie mans heist hergeben.
Bald gehet ein Werbung an / bald heist es recroutiren / wann also so viel tausend Mann / im Lande durch marschiren / so heist es: gebt dem Volck Qvartir / schafft Fleisch / Brod / Butter / Wein und Bier / und was man sonst begehret.
Der Bürger läst sich Tag und Nacht / sein Handwerck sauer werden / hat er etwas vor sich gebracht / so gehts auf die Beschwerden / hat manchmahl kaum das liebe Brodt / ja mancher muß noch große Noth / mit Weib und Kindern leiden.
Der Bauer braucht auch seinen Fleiß / muß sich sehr strapuziren / er ißt sein Brod gewiß im Schweiß / kan doch nichts prosperiren / beklagt sich offt: Du lieber GOtt! muß man doch alles beym Gebot / was man verdient / hergeben.
Ja was noch sonst das Hertze kränckt / und schmertzlich zu beklagen / ist das / wanns einer recht bedenckt / das Krieg und andere Plagen / ein Christ dem andern füget zu / da man in Fried und guter Ruh / beysammen solte leben.
Es leben feindlich auch so gar / Religions-Verwandten / es fallen öffters in die Haar / Bekannte den Bekannten; der Unterthan pariret nicht / vergisset seiner Treu und Pflicht / die er so hoch geschworen.
Ein Schwager ist des andern Feind / ein Freund den andern plaget / von dem / mit dem ers treu gemeynt / wird er wohl gar verjaget; ja Brüder selbst parheyisch seyn / die unter eines Hertzens Schrein / den Lebens Geist empfangen.
Fragt man nun was die Ursach sey / des Kriegs auf allen Seiten? so ist dieselbe gar nicht neu; GOtt hat vor langen Zeiten / im alt- und neuen Testament / Pest / Hunger und den Krieg genennt / der Sünd und Laster-Straffen.
Wollen wir vom Krieg seyn befreyt / und aller schwere Straffen / so müssen wir zuvor beyseit / die Ursach deren schaffen; alsdann wird uns der liebe GOTT / von Kriegs-Gefahr und aller Noth / gantz väterlich erretten.
Wir wollen und wie Ninive / zu wahrer Busse wenden / so wird sich Krig und alles Weh / eh wirs vermeynen / enden. Es soll bey dieser Krieges-Zeit / von der bedrängten Christenheit / aus Hertzensgrund erschallen:
Verleyh uns Frieden gnädiglich / HErr GOTT zu unsern Zeiten / es ist doch ja kein ander nicht / der für uns könte streiten / denn Du unser GOTT allein; so wollen wir Dir danckbar seyn / hier / und dort ewig /
AMEN.
https://www.youtube.com/watch?v=lHlPeo8niQY
chrdylan - 27. Dez, 20:12