Die Lumpensammlerin (Text: Erich Weinert, 1932) - Christoph Holzhöfer
Die Lumpensammlerin
Dies ganze Leben war nur Geben, Geben !
& alles gab sie hin & trug es still.
Nur eins bleibt ihr zum Geben noch: Ihr Leben.
Das einzige, das keiner haben will.
Als Kind schon musste sie auf Arbeit gehen
& schaffen für der anderen Gewinn,
& Tag für Tag an der Maschine stehen.
Den kargen Lohn gab sie der Mutter hin.
Ein armer Mann hat sie zur Frau genommen,
Dem sie ihr bißchen Jugendliebe gab.
Nach wenigen Jahren war er umgekommen;
Er fand im Kohlenschacht sein frühes Grab.
Drei Jungen hatte sie der Welt gegeben.
Sie ging auf Arbeit schaffte Brot herbei.
Denn ihre armen Jungen mussten leben.
Sie hungerte; es reichte nur für drei.
& als die Söhne endlich groß geworden,
Da holte sie der Staat zum Militär.
Dann rief er auf zum großen Völkermorden.
Sie gab sie als Kanonenfutter her.
& alle dreie hat sie hingegeben.
Nicht einer kam zurück. Sie weinte stumm.
Man gab ihr keine Arbeit, um zu leben,
denn sie war alt & ihre Finger krumm.
Nun schleicht sie einsam mit erloschnen Blicken,
Wühlt jeden Kehricht um nach Restchen Brot.
Ihr bißchen Habe schleppt sie auf dem Rücken.
& eines Tags liegt sie im Rinnstein tot.
Ihr Schuldigen an diesem Jammerleben,
Ich weiß, dass dieses Elend euch nicht rührt.
Jedoch für alles, was sie euch gegeben,
Wird euch dereinst die Rechnung präsentiert !
Erich Weinert, 1932
http://youtu.be/RgBO0jIhdOc
Dies ganze Leben war nur Geben, Geben !
& alles gab sie hin & trug es still.
Nur eins bleibt ihr zum Geben noch: Ihr Leben.
Das einzige, das keiner haben will.
Als Kind schon musste sie auf Arbeit gehen
& schaffen für der anderen Gewinn,
& Tag für Tag an der Maschine stehen.
Den kargen Lohn gab sie der Mutter hin.
Ein armer Mann hat sie zur Frau genommen,
Dem sie ihr bißchen Jugendliebe gab.
Nach wenigen Jahren war er umgekommen;
Er fand im Kohlenschacht sein frühes Grab.
Drei Jungen hatte sie der Welt gegeben.
Sie ging auf Arbeit schaffte Brot herbei.
Denn ihre armen Jungen mussten leben.
Sie hungerte; es reichte nur für drei.
& als die Söhne endlich groß geworden,
Da holte sie der Staat zum Militär.
Dann rief er auf zum großen Völkermorden.
Sie gab sie als Kanonenfutter her.
& alle dreie hat sie hingegeben.
Nicht einer kam zurück. Sie weinte stumm.
Man gab ihr keine Arbeit, um zu leben,
denn sie war alt & ihre Finger krumm.
Nun schleicht sie einsam mit erloschnen Blicken,
Wühlt jeden Kehricht um nach Restchen Brot.
Ihr bißchen Habe schleppt sie auf dem Rücken.
& eines Tags liegt sie im Rinnstein tot.
Ihr Schuldigen an diesem Jammerleben,
Ich weiß, dass dieses Elend euch nicht rührt.
Jedoch für alles, was sie euch gegeben,
Wird euch dereinst die Rechnung präsentiert !
Erich Weinert, 1932
http://youtu.be/RgBO0jIhdOc
chrdylan - 25. Apr, 19:26