Der Große Flicklappen (Text: Erich Weinert, 1932) - Christoph Holzhöfer

Der Große Flicklappen

Das Reich subventioniert den Großkapitalisten Flick mit 100 Millionen Mark

http://de.wikipedia.org/wiki/Gelsenberg-Aff%C3%A4re

Ein aufgeblasener Kapitalist
Ist so auf Macht und Geld versessen
Dass er im Umkreis alle Aktien frisst
Doch wie 's im Leben manchmal ist
Hier hat sich einer gründlich überfressen

Und das kam so: Sein Herz begehrte
Ein Stahlwerk, das ihm nicht gehörte
Doch diesen Brocken zu erraffen
Muss er die Aktienmehrheit sich verschaffen

Doch da er so viel Geld in bar
Nicht flüssig hat im Kassenschrank
So pumpt er sich 's bei einer Auslandsbank
Und frisst den Stahlkonzern mit Haut und Haar

Der Fraß ist ihm nicht gut bekommen
Er hat sich etwas übernommen
Die Aktien fallen wie die faulen Pflaumen
Und er sitzt da mit trocknem Gaumen

Die eine Pleite reisst die andre mit
Der Auslandsgläubiger kündigt den Kredit
Und ist schon mächtig drauf versessen
Nun den Konzern auch seinerseits zu fressen

Ein deutscher Unternehmer wird nicht bange
Er schreit: Regierung ! Hilfe ! Feind im Land !
Die deutsche Industrie in fremder Hand !
Es geht um Nationalbelange !

Der Schrei hat seine Wirkung nicht verfehlt
Das Reich, von deuschem Gottvertrauen
Und Wohlfahrtsgeist beseelt
Erlöst ihn aus den welschen Klauen
Es macht die Rechnung wieder glatt
Und schenkt dem Mann, was er verpulvert hat
Um nun auch das noch auf den Kopf zu hauen

Der ist versorgt, der kann sich freuen
Jedoch: Wie kommt das Reich zu soviel Geld
Das hat doch für die Arbeitsscheuen
Die Unterstützung abgestellt
Das hört nun auf mit der Verschwendung
Für Wohlfahrts- und für Rentenschinder
Und überflüssige Arbeitslosenkinder
Das Reich hat dafür bessere Verwendung

Und meinst du, das sei ungerecht, Prolet
So sage das nicht offen auf der Straße
Bescheide dich bei deinem magern Fraße
Wer dieser heiligen Ordnung widersteht
Verfängt sich in der Notverordnungsschlinge
Halt 's Maul und karre Sand fürs Vaterland
Das ist, wie Herr von Papen es genannt
Die gottgewollte Regelung der Dinge

Erich Weinert, 1932

http://youtu.be/IdKtvpv2Gyg

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