Samstag, 9. November 2013

Max Hölz Marsch (Erich Mühsam, 1920) - Christoph Holzhöfer

Max Hölz-Marsch

Genossen, zu den Waffen!
Heraus aus der Fabrik!
Sprung auf, marsch marsch! Es lebe
Die Räterepublik!
Es leb der Kommunismus,
Es lebe die Tat!
Es lebe wer sein Leben gibt
Fürs Proletariat!
Doch unser Sieg ist nah:
Max Hölz ist wieder da!
Er hält die rote Fahne hoch und schwingt sie: Hurra!

Die Handgranat’ am Gürtel,
Im Arme das Gewehr,
So stürmt Max Hölzens Garde
Durchs Sachsenland daher.
Der Bürger knickt zusammen.
Er sperrt den Geldschrank auf.
Hölz präsentiert die Rechnung
Mit dem Pistolenlauf.
Denn unser Sieg ist nah: usw.

Hier geht der rote Hahn auf,
Dort donnert Dynamit.
Der Bürger macht die Hosen voll
Und schwitzt um den Profit.
Die Sipo soll ihm helfen,
Der Reichswehrgeneral;
Die Sozibonzen zetern
Fürs helige Kapital.
Doch unser Sieg ist nah: usw

Der Bürger schnaubt nach Rache.
Sein Geldsack ist noch stark,
Wer Hölzens Kopf zerschmettert,
Kriegt hunderttausend Mark.
Ihr Mörder und ihr Spitzel,
Zerstört die rote Saat!
Es kämpft für seine Freiheit
Das Proletariat.
Doch unser Sieg ist nah: usw.

Und muß denn gestorben sein,
Genossen, wohlan!
Wer für die Freiheit kämpfte,
Hat wohl daran getan,
Proleten, zu den Waffen!
Heraus aus der Fabrik!
Sprung auf, marsch marsch! Es lebe
Die Räterepublik!
Ja, unser Sieg ist nah: usw.

Dieses Lied, das in der Festung Niederschönenfeld im April 1920
gedichtet wurde, fiel der Verwaltung der Anstalt bei einer von Beamten
der Münchener politischen Polizei vorgenommenen Durchsuchung der
Zelle eines Mitgefangenen in die Hände. Der Verfasser, der sich ohnehin
gerade in Einzelhaft befand, wurde mit der Verschärfung der Einzelhaft
durch Hotentzug und hartes Lager bestraft. Er mußte eine volle Woche
ohne Bettzeug, Decken und Kissen im nackten Holzgestell schlafen,
während der er die kahle Absonderungszelle keine Minute verlassen
konnte. Das bayerische Justizministerium gab im Herbst 1920 seine
berüchtigte Denkschrift über die Erfahrungen im Festungsstrafvollzug
heraus, welche neben haarsträubenden Unwahrheiten als Beweis für die
sittliche Verworfenheit der proletarischen politischen Gefangenen auch
das Hölzlied enthielt. Die gesamte reaktionäre Presse Bayerns mit
Einschluß der sozialdemokratischen erhielt Auszüge aus der Denkschrift
zum Vorabdruck zugestellt. So ist der bayerischen Justizverwaltung also
die Verbreitung des Max Hölz-Marsches auf Staatskosten und seine
Vermittlung an einen ausgedehnteren, überdies bürgerlichen Leserkreis
zu danken, als sie dem Verfasser, selbst wenn er die Hinaussendung auf
illegalem Weg versucht hätte, jemals möglich gewesen wäre. Er hält es
für seine Pflicht, dem damaligen bayerischen Justizminister und
Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld für die Bemühung und die
Popularisierung des Liedes seine Verbindlichkeit auszudrücken.

http://youtu.be/AU0I_mwCdEo

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