Christoph Holzhöfer : Rubrik:epilog: geschichtsunterricht 2113
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JimPfeffer
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2012-11-29T17:13:01Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Christoph Holzhöfer
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epilog: geschichtsunterricht 2113
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hallo liebe kinder<br />
als das damals alles begann<br />
befand sich die welt in einer großen krise<br />
dabei war die vorherige krise<br />
noch nicht einmal richtig vorüber<br />
die reichen länder waren hoch verschuldet<br />
& viele von ihnen konnten ihre schulden<br />
nicht mehr bezahlen & mussten<br />
um weiterhin geld aufnehmen zu können<br />
drastische sparmaßnahmen vornehmen<br />
lohn- & rentenkürzungen<br />
steuerhöhungen & entlassungen<br />
sozialabbau & immer<br />
mehr privatisierung von staatseigentum<br />
...<br />
es gab ein heer von arbeitslosen<br />
eine spirale der armut wurde<br />
vorsätzlich in gang gesetzt<br />
& erreichte auch die<br />
die nie damit gerechnet hatten<br />
not, verzweiflung & wut bei so vielen<br />
allerorten<br />
einigen ländern schien es dennoch gut zu gehen<br />
poltiker verkündeten grinsend<br />
sinkende arbeitslosenzahlen<br />
& wachsende beschäftigung<br />
dass so viele nicht genug zum leben verdienten<br />
verschwiegen sie gern<br />
sie verfälschten statistiken<br />
& belogen ihre bürger<br />
die regierenden hatten sich zu handlangern<br />
des alles beherrschenden kapitals gemacht<br />
damals gab es noch geld<br />
& es gab genug davon<br />
aber es befand sich in den händen<br />
von wenigen reichen<br />
& diese dominierten die welt<br />
beuteten sie aus<br />
& führten schreckliche kriege<br />
die so viele unschuldige zivile opfer forderten<br />
wenn sie ihre wirtschaftlichen interessen<br />
gefährdet sahen<br />
& das blut der opfer<br />
verwandelte sich in bares geld<br />
das in die kassen der rüstungskonzerne floss<br />
war die not in den reichen ländern auch groß<br />
so war sie in den armen unvorstellbar<br />
mehr als eine milliarde menschen<br />
mussten von weniger als einem dollar pro tag leben<br />
weitere zwei milliarden menschen<br />
hatten weniger als zwei dollar pro tag zum überleben<br />
während die reichen ihre luxuskarossen<br />
mit sauberem wasser aus der leitung wuschen<br />
verdursteten menschen<br />
oder erkrankten & starben dann oft<br />
an durch verschmutzem wasser<br />
übertragenen krankheiten<br />
800 millionen menschen<br />
davon 300 millionen kinder<br />
gingen jeden abend hungrig zu bett<br />
& alle 3,6 sekunden verhungerte ein mensch<br />
die meisten davon kinder unter 5 jahren<br />
kinder mussten arbeiten<br />
um ihre familien zu unterstützen<br />
& um billige produkte<br />
für die armen in den reichen ländern herzustellen<br />
...<br />
die erde wurde ausgebeutet<br />
die umwelt verschmutzt<br />
das klima wandelte sich<br />
...<br />
& gnadenlos plünderte die gefräßige hässliche bestie<br />
namens kapitalismus<br />
& ließ leichen<br />
& elend<br />
& eine geschändete natur zurück<br />
...<br />
es war eine barbarische zeit ...<br />
<br />
anfang september 2013<br />
st. petersburg<br />
im nordwesten russlands<br />
an der mündung der newa in die newabucht am ostende<br />
des finnischen meerbusens gelegen<br />
ist die nördlichste millionenstadt der welt<br />
...<br />
dort trafen sich für zwei tage<br />
die staats- & regierungschefs der g20<br />
einer gruppe der zwanzig wichtigsten industrie- & schwellenländer<br />
finanzminister & zentralbankchefs<br />
die eu - präsidentschaft<br />
die präsidenten der europäischen zentral- & der weltbank<br />
der direktor des internationalen währungsfonds<br />
der vorsitzende des internationalen währungs- & finanzausschusses<br />
sowie der vorsitzende des ausschuss für entwicklungshilfe<br />
diese gruppe vertrat 2/3 der weltbevölkerung & bestritt 80% des welthandels<br />
dazu erwirtschafteten sie 90% des weltweiten bruttoinlandsprodukts<br />
aus den usa, japan, deutschland, china, gb, frankreich, italien, kanada, brasilien, russland, indien, südkorea, australien, mexiko, türkei, indonesien, saudi-arabien, südafrika, argentinien & aus litauen (als vetreter der eu) reisten die delagationen an<br />
im gefolge fernsehteams & journalisten<br />
aus aller herren länder<br />
& überall waren polizisten<br />
um diese ach so wichtigen persönlichkeiten zu schützen<br />
...<br />
sie schüttelten sich lächelnd die hände<br />
& umarmten sich<br />
die mächtigen<br />
die starken<br />
die damaligen weltbeherrscher<br />
doch das lächeln sollte ihnen vergehen<br />
...<br />
am morgen des zweiten tages<br />
erschien keiner der anwesenden zum frühstück<br />
schon am späten vorabend<br />
hatten sich alle unwohl gefühlt<br />
einige führten es auf das essen zurück<br />
andere auf den stress<br />
doch in der nacht<br />
verschlimmerten sich die symptome<br />
erst gesellten sich fieber<br />
kopf- & gliederschmerzen hinzu<br />
später ein immer stärkeres krankheitsgefühl<br />
& benommenheit<br />
bis hin zu bewusstseinsstörungen<br />
dann lief ihnen noch blut aus allen körperöffnungen<br />
& häßliche eitrige geschwüre<br />
breiteten sich über den ganzen körper aus<br />
die herbeigerufenen ärzte waren ratlos<br />
& versuchten mit einem antibiotika - mix<br />
die symptome zu behandeln<br />
vergebens<br />
das krankheitsbild verschlechterte sich immer mehr<br />
& die besten ärzte der welt wurden eingeflogen<br />
& sie entdeckten<br />
dass ein bisher unbekanntes stäbchenförmiges bakterium<br />
welches sich rasend schnell<br />
durch zellteilung vermehrte<br />
für die symptomatik verantwortlich war<br />
&, es war resistent gegen jegliche antibiotika<br />
binnen drei tagen verstarben alle versammelten<br />
weltweites entsetzen machte sich breit<br />
überall wehten die fahnen auf halbmast<br />
& man glaubte, dass der iran oder nordkorea<br />
oder islamische terroristen oder wer auch immer<br />
ihre hände im spiel gehabt hätten<br />
rache war das gebot der stunde<br />
neue kriege mussten geführt werden<br />
um ähnliches zu verhindern<br />
aber ...<br />
das sterben ging weiter:<br />
es erwischte die militärs, die chefs der großen banken & konzerne, die politiker, kriegstreiber & ausbeuter in allen ländern der erde ...<br />
& niemand konnte ihnen helfen<br />
sie verreckten wie die fliegen<br />
& irgendwann, es dauerte gar nicht lange<br />
da war da keiner mehr, der kriege vom zaune brechen konnte oder wollte<br />
also wurden keine mehr geführt<br />
da war da keiner mehr, der herrschte & regierte<br />
keiner mehr, der befahl<br />
es gab keine reichen mehr, alle waren sie tot<br />
zwar brach die wirtschaft weltweit zusammen<br />
mit katastrophalen folgen für die versorgung<br />
& die menschen waren ohne ihre beherrscher wie kleine kinder<br />
dachten, dass ende ist nah<br />
die kirchen, moscheen, synagogen, tempel &&& waren übervoll & man betete & flehte ...<br />
glaubte, dass der wütende strafende gott aus dem alten testament zurückgekehrt sei ...<br />
aber mit der zeit, da begannen sie, sich zu organisieren<br />
die familien<br />
die menschen in einem dorf<br />
die menschen in einer straße einer stadt<br />
nachbarn waren plötzlich wieder wichtig<br />
in kleinen gruppen gingen sie die probleme an<br />
arbeiteten mit anderen gruppen zusammen<br />
vernetzten sich<br />
es gab keine befehle<br />
kein boss, der sagte, mach das oder das<br />
keine regierung, die beherrschte & herrschte ...<br />
wie in den anfangsepochen der menschheit<br />
erkannten sie, dass es nur gemeinsam geht<br />
aber ohne könige, präsidenten & kanzler<br />
jeder brachte seine fähigkeiten ein<br />
& ein jeder mensch hat fähigkeiten<br />
ihr wisst es heute gut & lebt danach<br />
fähigkeiten, die der allgemeinheit dienlich sind<br />
& der mensch, der diese seine fähigkeiten einbringen<br />
& verwirklichen kann<br />
tut dieses gerne & es befriedigt ihn<br />
sie begannen wieder zu produzieren<br />
aber nur das, was sie wirklich brauchten<br />
die felder wurden wieder wie gewohnt bestellt<br />
die jahrhunderte der ausbeutung & versklavung<br />
waren auf einmal fortgespült<br />
& die menschen lebten & arbeiteten so<br />
wie es in der natur des menschen angelegt ist<br />
sie lebten, um zu leben<br />
& nicht, um zu arbeiten<br />
wenig arbeit am tag reicht doch<br />
um das zu schaffen, was nötig ist<br />
& wie schön ist es doch<br />
die gewonnene zeit zu nutzen<br />
für sich<br />
& den kontakt mit anderen menschen<br />
für musik, literatur, hobbys ...<br />
& müßiggang, der wichtig ist<br />
für die innere ruhe & den frieden<br />
...<br />
für die menschen damals waren das noch geschenke<br />
für uns ist das heute normalität<br />
& sie merkten von tag zu tag immer mehr<br />
wie sie glücklicher wurden<br />
& diese freiheit<br />
kein gott, wie den, den die früheren beherrscher für ihre zwecke erfunden hatten<br />
kein kaiser<br />
noch tribun<br />
kein staat<br />
kein vaterland<br />
kein herr<br />
kein sklave<br />
alle waren sie gleich & lebten danach<br />
...<br />
natürlich kam es immer wieder mal vor<br />
dass sich einer über die anderen erheben wollte<br />
herrschen wollte<br />
mehr haben wollte als andere<br />
zu gewalt aufrief, um die alten zustände wieder einzuführen<br />
aber die meisten ließen sich davon nicht beeinflussen<br />
sie gingen gegen die abweichler vor<br />
ja, sie hatten aus der vergangenheit gelernt<br />
& wussten zu schätzen & zu lieben, was sie hatten<br />
& wenn das alles nicht half<br />
dann kam, wie es auch heute noch<br />
in ganz seltenen fällen vorkommt<br />
das bakterium wieder<br />
& das problem war gelöst<br />
das bakterium, gegen das es übrigens immer noch kein gegenmittel gibt & es auch nie geben wird<br />
weil so gut wie niemand daran interessiert ist<br />
es zu bekämpfen<br />
es trifft ja nur die, die es verdient haben<br />
...<br />
klar, mal streitet man sich<br />
mag den einen mehr, als einen anderen<br />
& ...<br />
das ist alles nicht weiter schlimm<br />
solange sich die menschen mit respekt begegnen & den mitmenschen achten<br />
wir sind alle von einander abhängig & brauchen uns<br />
<br />
'leben!<br />
wie ein baum<br />
einzeln & frei<br />
& brüderlich wie ein wald<br />
das ist unsere sehnsucht!'<br />
<br />
so hatte es nazim hikmet<br />
einer der großen dichter des vergangenen jahrhunderts<br />
in einem seiner tausende von versen geschrieben<br />
...<br />
& das lernten die menschen damals schnell<br />
...<br />
- oh, liebe kinder, ich stelle fest, die heutige geschichtsstunde neigt sich dem ende zu & deshalb fasse ich, was weiter geschah schnell zusammen<br />
wie ich schon erwähnte, produzierten die menschen nur noch das, was sie wirklich benötigten<br />
also keine waffen - wozu?<br />
somit wurden auch keine kriege mehr geführt<br />
andererseits kam keiner mehr auf die idee welche zu führen<br />
ihr kennt das ja alles von bildern & aus alten filmen<br />
dieses grauen, die toten ...<br />
der hunger auf der welt wurde besiegt<br />
banken wurden abgeschafft<br />
dann das geld<br />
& ohne geld & zinsen wurden die menschen noch freier<br />
waren so viele in den zeiten davor<br />
noch vom auto abhängig<br />
um damit zur arbeit fahren zu können<br />
& einzukaufen<br />
anders ging es früher nicht, bei diesen widerlichen schichten in den betrieben & dem, gerade in ländlichen gebieten, so schlecht ausgebautem nahverkehr<br />
das war nicht mehr nötig<br />
waren früher wirtschaftswachstum & konsum oberstes gebot, da nicht mehr<br />
der klimawandel konnte abgeschwächt werden<br />
die menschen handeln nachhaltig<br />
& selbst die kirchen besannen sich auf das neue testament<br />
viele der kirchenherrn waren ja auch dem bakterium zum opfer gefallen<br />
aber nun predigte man das, was ein jesus mal gesagt hatte<br />
& das war gut<br />
& nach & nach entwickelte sich alles so, wie wir es heute im jahre 2113 kennen & lieben<br />
& nie wieder verlieren werden<br />
der mensch ist frei<br />
dazu ist er geboren<br />
& das liebe kinder war es für heute<br />
euch & euren familien<br />
wünsche ich noch einen schönen tag<br />
& ...<br />
tschüssikowski!
chrdylan
epilog: geschichtsunterricht 2113
Copyright © 2012 chrdylan
2012-11-29T17:11:00Z
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